Hoffentlich (bald wieder) pumperlgsund? Eine „Diagnose“ für Österreich.

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Trotz Pandemie steht Österreich derzeit in vielen Bereichen (wieder) besser da, als man es sich angesichts der Lage manchmal denken würde.

„Was ham‘s denn, liebes Österreich?“ – Corona. Denn was die Menschen im Land vor große Herausforderungen stellt, fordert auch das Land als solches heraus. Die Wirtschaft litt unter regelmäßigen Lockdowns und am Arbeitsmarkt gab es Negativ-Rekorde. Alles schlecht, also? Von wegen! Die Lebenszufriedenheit blieb selbst in der Hochphase der Krise stabil und das Gefühl von Unsicherheit nimmt nachweislich stark ab. Neue Zahlen der Statistik Austria belegen den Aufschwung. Höchste Zeit also für eine neue „Diagnose“.

Die gute Nachricht gleich vorweg: Auch wenn uns Corona 2022 weiterhin begleiten wird, haben wir in den vergangenen beiden Jahren gelernt, mit dem Virus umzugehen. Während in der Hochphase lange Zeit Schwarzmalerei an der Tagesordnung stand, richtet Österreich nun optimistisch den Blick nach vorne. „Die Corona-Pandemie hat Österreich gesundheitlich und wirtschaftlich hart getroffen“, sagt Tobias Thomas, Generaldirektor Statistik Austria. Nach der Bewältigung der akuten Krise gehe es darum, Herausforderungen zu meistern, vor denen Österreich bereits vor der Krise stand. 

Welche das sind? Der Experte nennt einige Beispiele. „Die langfristige Sicherung des hohen Wohlstandsniveaus, die Finanzierung der sozialen Sicherungssysteme in Zeiten des demografischen Wandels oder der nachhaltige Schutz von Klima und Umwelt, auch wenn mit den Corona-Einschränkungen der Energieverbrauch und die Treibhausgasemissionen zeitweise kräftig zurückgegangen sind“, so Thomas. Letzteres ist ein positiver Lichtblick in der Pandemie. Und davon gibt es im Moment einige. Österreich steht derzeit (wieder) besser da, als man es sich angesichts der Lage manchmal denken würde. Höchste Zeit für eine neue Diagnose.

Also, wie geht es Österreich…

… bei der Lebensqualität der Menschen?

Überraschenderweise besser als vor der Krise. Denn die allgemeine Zufriedenheit der Menschen ist hierzulande nicht nur generell bemerkenswert hoch, sie lag mit zuletzt 8,1 von zehn möglichen Punkten auch über Vorkrisenniveau. Hinzu kommt ein stark rückläufiges Unsicherheitsempfinden. Dieser Trend hält grundsätzlich bereits seit 2014 an – einen deutlichen Sprung gab es jedoch zusätzlich während der Pandemie. Die Expert:innen von Statistik Austria sehen daher einen Zusammenhang.

… finanziell?

Wirtschaftlich war die Krise vor allem im ersten Jahr eine schwere Bürde für das Land. Die regelmäßigen Stillstände verursachten Rekordeinbrüche beim Bruttoinlandsprodukt. Doch obwohl es auch 2021 zu Lockdowns kam, brummt der Wirtschaftsmotor wieder zuverlässig. Das Ergebnis? Ein höheres BIP als vor der Krise. Noch mehr Grund zur Freude: die Prognosen für die kommenden Jahre. Schätzungen des Statistikportals statista zufolge, wird sich das österreichische BIP bis 2026 jährlich aufs Neue übertreffen.

Auch auf individueller Ebene geht es bei der finanziellen Stabilität seit Jahren bergauf. 2008 konnten sich noch knapp sechs Prozent der heimischen Bevölkerung regelmäßig keine größeren Ausgaben leisten. Und heute? 2020, also im Jahr der Lockdowns und der Kurzarbeit, lag der Anteil lediglich bei 2,7 Prozent. 

… beim Thema Umwelt?

Dass Corona unbeabsichtigt einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz geleistet hat, ist mittlerweile kein Geheimnis mehr. Insbesondere im Verkehrssektor kam es zwangsläufig zu großen Einsparungen an Emissionen. Wie sieht das in Österreich konkret aus? Die Zahlen sprechen eine klare Sprache. Für 2020 stellen die Expert:innen einen Rückgang der Treibhausgasemissionen von 7,7 Prozent fest – selbes gilt für den energetischen Endverbrauch. Laut Statistik Austria ist außerdem die Zunahme an Bio-Flächen und der Rückgang der Feinstaubexposition sehr positiv.

… auf dem Arbeitsmarkt?

Als wesentlicher Teil der Wirtschaft waren heimische Betriebe und ihre Mitarbeiter:innen die Leidtragenden der strengen Maßnahmen. Selbst Kurzarbeit, Konjunkturpakete und andere staatliche Hilfen konnten den Einbruch auf dem Arbeitsmarkt zu Beginn der Krise kaum abfedern. Die Folge: Rekordarbeitslosigkeit. Beinahe jede:r achte Österreicher:in war plötzlich ohne Beschäftigung. Selbst das Wissen um die Ausnahmesituation und (hoffentlich) baldige Besserung, spendete kaum Trost. 

Spulen wir deshalb knapp zwei Jahre vor. Stand Dezember liegt die Zahl der Erwerbslosen mittlerweile sogar unter Vorkrisenniveau. Darüber hinaus blicken Expert:innen des AMS dahingehend dem Jahr 2022 positiv entgegen. Welche (wirtschaftlichen) Langzeit- und Spätfolgen die Pandemie noch mit sich bringt, wird sich zeigen. Bis dahin aber geben ungeahnte Lichtblicke in der Krise Anlass zum Optimismus. 

Von David Bauer