Wie Studierende die Krise meistern (können)

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Von der Coronakrise sind vor allem Studierende betroffen, deren Eltern keine Akademiker:innen sind.

Die Coronakrise betrifft jeden von uns. Vor welche Herausforderungen sie speziell Studierende stellt? Darüber gibt eine neue Befragung der Arbeiterkammer Wien Auskunft. Das Ergebnis: Durch die Pandemie ist die soziale Lage vieler Studierender bedroht. Den Kopf in den Sand stecken? Bringt nichts. Lösungen finden? Tun wir. Gemeinsam mit Paul Benteler, Pressesprecher der Österreichischen Hochschüler:innenschaft, zeigen wir euch fünf konkrete Lösungsvorschläge, damit auch Studierende die Krise meistern können.

Für ein Drittel der Studierenden hat sich die finanzielle Lage durch Corona spürbar verschlechtert. 80 Prozent von ihnen sind auf einen Job dringend angewiesen. Ihre finanzielle Lage spitzt sich immer weiter zu, je länger die Coronakrise andauert. Betroffen sind vor allem jene, deren Eltern keine Akademiker:innen sind. „Wir brauchen dringend ein sicheres, soziales Auffangnetz durch Erhöhung und Ausbau der Studienbeihilfe”, fordert deshalb Sara Velić aus dem Vorsitzteam der Österreichischen Hochschüler:innenschaft.

Was wäre, wenn…

…die ÖH dem Bildungsministerium nur eine einzige Sache sagen dürfte? Wir fragen nach. „Studierende müssen endlich auf die Prioritätenliste der Politik und dürfen nicht weiter hinten angestellt werden“, antwortet Paul Benteler, Pressesprecher der Österreichischen Hochschüler:innenschaft. Wie das gelingen kann? Gemeinsam zeigen wir euch fünf konkrete Lösungsvorschläge.

5 Wege, wie Studierende die Coronakrise meistern

#1 Mentale Unterstützung ist wichtiger denn je

Das mittlerweile vierte Corona-Semester nagt an der Psyche vieler angehender Akademiker:innen. „Wir fordern deshalb Psychotherapien auf Krankenschein, so wie das für jede andere ärztliche Behandlung selbstverständlich ist“, sagt Benteler, der sich insbesondere um die mentalen Folgen durch die Coronakrise sorgt. Aus diesem Grund hat die ÖH eine eigene Mental Health Broschüre ins Leben gerufen. Sie soll Studierenden in Schwierigkeiten Zeiten unter die Arme greifen, indem sie für psychische Probleme und Stress eine praktische Hilfestellung bietet – auch jenseits der Pandemie. 

#2 The Show must go on!

Was damit gemeint ist? Sich selbst ein kleines Stückchen Normalität zu bewahren. Zum Beispiel: „Auch zu Hause einem geregelten Tagesablauf folgen und den (digitalen) Kontakt zu Freund:innen aufrecht halten“, empfiehlt Benteler. In turbulenten Zeiten der Ungewissheit und Lockdowns braucht es vor allem eines: Struktur. 

#3 Hybride Lehre ist vielversprechend

Ein Vorteil der Krise ist, dass durch sie die Digitalisierung auch an Österreichs Universitäten stärker Einzug erhalten hat. „Die Hochschulen können einiges aus der Pandemie mitnehmen: In erster Linie haben wir gesehen, dass die digitale Lehre viele Vorteile mit sich bringt“, betont Benteler. Distance-Learning schaffe mehr Flexibilität, besonders für Studierende, die arbeiten müssen oder Betreuungspflichten haben. „Wir wünschen uns deshalb Hybridlehre, also eine Beibehaltung der digitalen Angebote zusätzlich zur Präsenzlehre“, so Benteler weiter.

#4 Finanzielle Last = mehr staatliche Hilfen nötig

Die ÖH hat schon während der ersten beiden Lockdowns Härtefonds in Höhe von insgesamt einer Million Euro auf die Beine gestellt. Beim zweiten habe sich das Ministerium zur Hälfte beteiligt, was in Summe rund 200.000 Euro waren. „Eigentlich wäre es jedoch gänzlich Aufgabe der Regierung, Studierende vor dem finanziellen Ruin zu bewahren“, kritisert Benteler. Insbesondere, damit studieren auch langfristig für alle möglich werde. „Außerdem müssen endlich alle Studiengebühren abgeschafft werden, vor allem die doppelten Beträge für Studierende von außerhalb des Europäischen Wirtschaftsraums“, so Benteler.

#5 Was Universitäten tun können…

… ist abgesehen von der Lehre häufig eingeschränkt, da auch für sie strenge Auflagen gelten. Dennoch meint Benteler: „Wir hätten uns häufiger die Einbeziehung der lokalen Studierendenvertreter:innen in die Krisenstäbe gewünscht.“ In Zukunft zusammen stärker zu sein ist es, was Studierende, Universitäten und die Regierung als gemeinsames Ziel haben sollten.

Von David Bauer