„Unser Erfolgsgeheimnis? Integrative Beschäftigung"

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Hast du schon mal vom Integrativen Beschäftigungsmodell gehört?

Ein ganz normaler Arbeitsalltag. Klingt banal. Für die meisten. Für Menschen mit Behinderung nicht immer. Mit dem integrativen Beschäftigungsmodell passiert hier ein wichtiger Schritt in Richtung Selbstständigkeit, Normalität, Inklusion in die Gesellschaft. Es ermöglicht Menschen mit Beeinträchtigung, Teil eines Betriebes zu sein. Assista begleitet Menschen mit besonderen Bedürfnissen auf diesem Weg. 

„Ziel ist es, dass mehr Menschen mit Behinderung an einem normalen Alltag teilhaben und sie in ihren Fähigkeiten unterstützt und gefördert werden“, sagt Assista Bereichsleiter Karl Grabenberger. Assista hat als Sozialeinrichtung vom Land Oberösterreich den Auftrag, Menschen mit Beeinträchtigungen entsprechend deren Interessen und Fähigkeiten in Werkstätten sowie außerhalb, beispielsweise in Kooperationsbetrieben, sinnvoll empfundene Tätig­keitsbereiche zu organisieren und bedarfsgerechte Betreuungen sicherzustellen. Aktuell sind das rund 60 Beschäftigte mit Beeinträchtigungen in den vier Beschäftigungsstandorten. Assista hat den Betreuungsauftrag und ist Bindeglied zum Kooperationsbetrieb. „Die Menschen mit Beeinträchtigungen haben kein Dienstverhältnis beim Betrieb. Allerdings ergibt sich nach entsprechenden Trainingsphasen bei einzelnen immer wieder einmal die Gelegenheit zur Fixanstellung“, sagt Grabenberger. 

Spezielle Vorkehrungen sind nicht zwingend notwendig für teilnehmende Betriebe: „Natürlich ist es einfacher, wenn der Kooperationsbetrieb bereits von vornherein barrierefrei ausgerichtet ist. Aber mit entsprechenden kleinen Hilfen kann oftmals eine große Wirkung erzielt werden“, sagt Karl Grabenberger. Übrigens, eine klassische Entlohnung gibt es nicht. Da kein Dienstverhältnis besteht, geht es viel mehr um eine finanzielle Anerkennung, die jedem Menschen mit Beeinträchtigung in der integrativen Beschäftigung zusteht. Diese wird von Assista ausbezahlt. 

Und was haben die Unternehmen davon? Das haben wir bei Johannes Gattermair vom Brauhaus Zipf nachgefragt:

Warum haben Sie sich entschieden, jemanden mit Behinderung ins Team mit aufzunehmen?

Johannes Gattermair: Meine Hauptmotivation war, dass ich Frau Schmid eine Chance geben wollte, einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen zu können. Somit findet sie im Arbeitsleben ihren Platz. Ich empfinde es als äußerst wichtig, Menschen mit Beeinträchtigung in die Gesellschaft zu integrieren, da sie mit ihren Fähigkeiten überraschen können.

Gab es auch Bedenken?

Johannes Gattermair: Meine größten Bedenken waren, dass die integrative Beschäftigung eine Mehrbelastung für das Team bedeuten könnte. Außerdem wusste ich zu Anfang noch nicht, wie meine Mitarbeiter auf Frau Schmid reagieren. 

Wie hat es sich nun entwickelt?

Johannes Gattermair: Sie hat sich gänzlich im Team integriert und wurde inzwischen sogar von mir fix angestellt. Katrin Schmid wird von ihren Kolleg:innen sehr geschätzt.

Was schätzen Sie an ihr besonders?

Johannes Gattermair: Ihren starken Willen und dass sie nie aufgibt. 

Welche Vorteile sehen Sie durch die integrative Beschäftigung?

Johannes Gattermair: Es ist schön mitzuerleben, dass ein Mensch mit Beeinträchtigung an der eigenen Selbständigkeit arbeitet und ein eigenständiges Leben führen will. Diese Motivation hat auch positive Effekte auf das bestehende Personal. Der soziale Umgang wird gefördert und der Zusammenhalt sowie die Hilfsbereitschaft im Team wird gestärkt.

Frau Schmid, welche Tätigkeiten übernehmen Sie denn im Brauhaus Zipf?

Katrin Schmid: Vor allem Hilfsdienste in der Küche des Brauhauses. Außerdem mache ich die Wäsche und übernehme einfache Reinigungsarbeiten. Zusammenfassend kann man sagen, meine Aufgabe ist, unseren Küchenchef zu unterstützen. 

Und, macht‘s Spaß?

Katrin Schmid: Sehr! Ich mache den Abwasch gerne und mag das Kartoffelschälen. Eigentlich mache ich alle Aufgaben sehr gerne.

Worin sind Sie besonders gut?

Katrin Schmid: Beim Abwaschen bin ich die Schnellste!

Warum ist es Ihnen so wichtig, arbeiten zu gehen?

Katrin Schmid: Weil mir die Arbeit Spaß macht. Vor allem der Kontakt mit den Kolleg:innen. Ich möchte ganz lange Zeit im Brauhaus bleiben. Am besten bis zur Pension. Ich bin sehr froh, dass ich es geschafft habe, aus der integrativen Beschäftigung heraus eine Anstellung zu bekommen. Ich bin froh als Mensch mit Beeinträchtigung meinen Platz im Team zu haben und „normal“ behandelt zu werden.

Was können Ihre Kollegen von Ihnen lernen?

Katrin Schmid: Dass Menschen mit Beeinträchtigung ihre Fähigkeiten einsetzen sollen. Ich finde Menschen mit Behinderung sind die wahren Helden. Weil sie trotz der Beeinträchtigung ihr Leben meistern. Menschen mit Beeinträchtigung haben besondere und andere Fähigkeiten als Menschen ohne Beeinträchtigung.

Und umgekehrt?

Katrin Schmid: Von meinen Kolleg:innen lerne ich das strukturierte und zügige Abarbeiten von Aufgaben. Außerdem helfen sie mir mit Tipps und Tricks, wie ich Tätigkeiten einfacher erledigen kann.

Von Daniela Ullrich