Und plötzlich ist es Leidenschaft: Gregor Schinko setzt auf Work-Life-Romance

Charlotte Schinko
Er hat die Coronakrise tatsächlich als Chance genutzt: Gregor Schinko machte das Schreiben nun zu seinem Beruf.

Geschichten hat Gregor Schinko immer schon gern erzählt. Meistens von seinen Reisen. Denn eigentlich war der Oberösterreicher bis vor kurzem in der Tourismusbranche unterwegs – zunächst in der Hotellerie und Gastronomie und schließlich zehn Jahre lang bei Reiseveranstaltern in seiner Heimatstadt Linz. Und dann kam Corona. Für uns alle eine riesen Herausforderung, für die Tourismusbranche eine noch größere. Den Kopf in den Sand wollte Gregor Schinko aber maximal irgendwann wieder beim Sandspielen mit seinem mittlerweile vierjährigen Sohn stecken. 

Die Krise motivierte ihn vielmehr dazu, endlich seine Leidenschaft zum Beruf zu machen. „Ich war in Kurzarbeit, traf mich nicht mit Freunden, konnte keine Fußballspiele sehen. Genau in dieser Zeit habe ich mir Gedanken darüber gemacht, was ich schon immer gerne mache und das ist das Schreiben“, erzählt Gregor Schinko. Er gründete „Der Storyblogger“ und bietet hier sowohl an, Blogartikel zu schreiben als auch Beratung zum Schreiben eines Blogs. Seine Selbstständigkeit verbindet er mit einer 20-Stunden-Anstellung als Texter in einer Agentur. „Ich bin froh, dass ich in der Agentur zweieinhalb fixe Tage direkt im Büro arbeite und nicht im Homeoffice.“ Im Homeoffice konzentriere er sich rein auf sein eigenes Unternehmen. Und dann hat er ja auch noch seinen Papablog „Casual Dad“, den er 2016 gestartet hat und mittlerweile einer der erfolgreichsten Papablogs geworden ist. 

So viel Motivation muss ja wohl ansteckend sein – wir wollen jedenfalls von ihm wissen, wie ihm das alles gelungen ist. 

Sie haben Ihre Leidenschaft, das Schreiben, zum Beruf gemacht. Was raten Sie anderen, die auch am Überlegen sind, so einen mutigen Schritt zu wagen?

Gregor Schinko: Warte nicht, bis du 43 Jahre alt bist! Wenn es eine Leidenschaft im Leben gibt, dann versuche diese beruflich umzusetzen. Das ist dann nicht mehr Work-Life-Balance sondern Work-Life-Romance!

Wann schreiben Sie eigentlich am besten?

Gregor Schinko: Ich habe meistens am Vormittag ein Hoch, wo die Wörter nur so sprudeln. Vor kurzem habe ich ein weiteres Hoch nach 20 Uhr entdeckt – da funktioniert bei mir das Schreiben auch sehr gut.

Kennen Sie Schreibblockaden? Was machen Sie dann?

Gregor Schinko: Klar – ich glaube, dass Schreibblockaden ganz normal sind und immer wieder vorkommen. Ich mache dann meistens eine Tätigkeit, die komplett konträr zum Schreiben ist. Zum Beispiel Buchhaltung – da löst sich dann die Blockade ganz schnell auf.

Nicht allen fällt das Schreiben so leicht. Haben Sie ein paar einfache Tricks, damit auch nicht so begnadete Schreiber:innen gute Texte verfassen können?

Gregor Schinko: Am besten man lässt alle möglichen Ablenkungen (Smartphone, E-Mail-Programm,…) verschwinden, bevor man beginnt. Ohne Ablenkung schreibt es sich am besten. Ich beginne fast immer mit dem Schluss des Textes. Damit formuliere ich, was ich eigentlich mit dem Text erreichen will und dann arbeite ich mich zu diesem hin.

Drei Merkmale eines richtig guten Textes?

Gregor Schinko: Die Überschrift, die ersten beiden Sätze und der rote Faden. Die ersten beiden entscheiden, ob die Leserin oder der Leser dabeibleiben und der rote Faden hält diese bis zum Schluss beim Text. 

Welches Buch hat Sie am meisten motiviert, selbst zu schreiben?

Gregor Schinko: Ich habe mit 15 im Krankenhaus das Buch „Schwarzer Wolf, Skin“ von Marie Hagemann gelesen – kurz darauf habe ich das Fach „Kreatives Schreiben“ in der Schule belegt. Ein paar Jahre später war es Nanni Balestrini mit seinem Buch „I Furiosi“. Der Italiener schreibt ohne Satzzeichen und ich war fasziniert, welche Dynamik ein Buch bekommen kann, wenn man mit Stilmitteln, wie diesen arbeitet.

Worüber würden Sie gern mal schreiben (und haben bis jetzt aber noch nicht geschrieben)?

Gregor Schinko: Ich habe seit Jahren die Idee eines Buches im Kopf. Eine weitere große Leidenschaft von mir ist der FC Blau-Weiß Linz und mir ist immer wieder aufgefallen, dass Fußballfans, die Väter werden, eine ganz andere Herangehensweise haben, wie sie mit ihren Kindern umgehen. Ich würde deshalb gerne Fußballfans von unterschiedlichen Vereinen, die auch Väter sind, interviewen, um zu zeigen, welche Parallelen es in diesen beiden Bereichen in Bezug auf Leidenschaft, Emotion und Hingabe gibt.

„Papa, spiel mit mir!“ Ganz ehrlich, selbst der engagierteste Papa hat dazu mal echt keine Lust. Wie motivieren Sie sich in solchen Momenten dazu? Oder wie motivieren Sie Ihren Sohn dazu, dann doch mal allein zu spielen?

Gregor Schinko: Wenn mein Sohn diesen Satz zu mir sagt, dann spiele ich auch mit ihm. Das habe ich mir vor circa einem Jahr geschworen. Auch wenn es manchmal nur fünf Minuten sind. Wenn ich deshalb fünf Minuten später in eines der beiden Büros komme, ist es auch kein Drama. 

Wie kriegen Sie Ihren vierjährigen Sohn morgens aus dem Bett? Und was motiviert Sie selbst, jeden Morgen aufzustehen?

Gregor Schinko: Hier ist die Frage, wie kriegt er uns aus dem Bett. Unser Sohn ist Frühaufsteher. Aber wir mittlerweile auch.

Haben Sie einen Trick, wie man Kinder zu Dingen motiviert, die sie selten gern machen: Anziehen, Zähneputzen, Schlafen und so Sachen?

Gregor Schinko: Ich glaube, dass Kommunikation auf Augenhöhe hier der Clou ist. Wir haben unserem Sohn von Anfang an versucht zu erklären, was warum wichtig ist. Also keine Monster, die ihn holen, wenn er etwas nicht macht, sondern ganz klar kommuniziert, dass es im Pyjama zu kalt ist, um außer Haus zu gehen.

Mit welchem Morgenritual starten Sie für gewöhnlich in den Tag?

Gregor Schinko: Ich bin grundsätzlich ein Kaffeeliebhaber – darum ist auch für gewöhnlich mein erster Weg zur Kaffeemaschine. Als nächstes kommt das Frühstück für unseren Sohn an die Reihe und dann versuche ich im Kopf meinen Arbeitstag zu strukturieren.

Sie haben 15 Jahre Erfahrung in der Tourismusbranche – wohin geht die Reise Ihrer Meinung nach im Tourismus?

Gregor Schinko: Ich glaube und hoffe, dass viele Betriebe im Tourismus die Coronapandemie genutzt haben, um sich für die kommenden Jahre aufzustellen. Es kommt eine Generation, die sogenannte Generation Z, die mit herkömmlichen Mustern nichts anfangen kann. Die Generation ist geprägt von Flexibilität – Beispiele sind TV-Streaming und Auto-Abo – und die finden sie im Tourismus so nicht vor. Wer es schafft, diese Generation für den Tourismus zu begeistern, der kann sich auf die Schulter klopfen.

Von Susanna Winkelhofer