Wir müssen darüber reden!

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Der Verein PIA setzt sich dafür ein, offen über sexualisierte Gewalt zu sprechen und ermöglicht Betroffenen eine kostenlose Therapie.

Der Anlass ist eigentlich ein trauriger, der Verein PIA gegen sexualisierte Gewalt feiert 25-jähriges Bestehen. „Wir haben den Verein mit der Vision gegründet, dass es ihn irgendwann nicht mehr geben muss“, sagt Obfrau Christa Pühringer. Seit 25 Jahren setzen sich die gemeinnützigen Helfer:innen dafür ein, offen über sexualisierte Gewalt zu sprechen. Bei der Gründung wurden sie noch schief angeschaut von manchen Leuten, es gäbe in Österreich ja keinen Bedarf für solch einen Verein. 

Die Fakten sagen da (leider) etwas anderes: Seit der Gründung im Jahr 1996 wurden bereits 27.500 Therapiestunden mit Betroffenen durchgeführt. Alleine heuer hat das Team bereits 100 Klient:innen betreut, 18 weitere befinden sich aktuell auf der Warteliste für einen Therapieplatz. Das Therapeuten-Team besteht aus 16 ausgebildeten Psychotherapeut:innen. „In erster Linie geht es darum, die Persönlichkeit der Betroffenen wieder aufzurichten. Der Selbstwert ist beschädigt und es braucht Kraft sich den Themen zu stellen, da muss man erst mal gut stehen,“ sagt Christine Ableidinger-Schachinger, Leiterin des Fachbereichs Therapie.

Nur darüber reden hilft 

Die Klient:innen sind zwischen 18 und 65 Jahre alt. „Viele Frauen kommen nach der Geburt ihres ersten Kindes zu uns, in der Hoffnung sich dann besser um ihr Kind kümmern zu können“, sagt Christine Ableidinger-Schachinger. Die meisten Betroffenen mussten bereits sehr früh sexualisierte Gewalt erleiden. Oft ist dann ein erneuter Übergriff der Auslöser für den Schritt in die Therapie, welche dann frühere Übergriffe aufzeigt. Studien zeigen, dass bis zu zehn Prozent der Mädchen und bis zu fünf Prozent der Jungen von sexualisierter Gewalt in ihrer Kindheit betroffen sind. 

Der Verein PIA verfügt über ein flächendeckendes Netzwerk an Therapeut:innen in Oberösterreich. Bereits zwei Millionen Euro wurden für Thearpiestunden ausgegeben. Diese sind für die Betroffenen zur Gänze kostenlos. Auch während Corona fanden die Sitzungen statt. Entweder online oder teilweise auch vor Ort: „Ich habe mir eine große Plexiglasscheibe gekauft und in meiner Praxis aufgestellt“, sagt Christine Ableidinger-Schachinger.

Wirksame Präventionsarbeit

Aber nicht nur Therapie für Betroffene bietet der Verein PIA an, auch Präventionsarbeit wird hier groß geschrieben: Es werden unterschiedliche Workshops für Schüler:innen ab der 1. Schulstufe, Fortbildungen für Erwachsene sowie Unterstützung bei Vorfällen oder Unsicherheiten mit dem Thema angeboten. Die Workshops sollen den Kindern helfen ihre eigenen Gefühle besser auszudrücken, die eigenen Selbstwahrnehmung stärken und es ihnen ermöglichen offen über Sexualität zu sprechen. „Wenn normale Sexualität ein großes Tabuthema ist, dann tun sich Betroffene noch schwerer sich Hilfe zu holen, wenn mal etwas passieren sollte“, erklärt Katja Koller, Leiterin des Fachbereichs Prävention. 

Save the date - 12. November

Der Verein PIA finanziert sich über Subventionen, Spenden, Mitgliedsbeiträge und Charity-Events. Anlässlich des 25-jährigen Bestehens findet am 12. November ein solches Event unter dem Motto „Charity & Fashion“ an der Anton-Bruckner-Privatuniversität statt. Dort will man mithilfe von Tombola-Losen Geld für den Verein sammeln.

Von Laura Brunner