Mönchskraut statt Ylang-Ylang: Ätherische Öle made in Oberösterreich

gettyimages
Nachhaltige Wertschöpfung mit vielen Vorteilen für die Region: Drei Unternehmen haben sich zur Erforschung und Herstellung ätherischer Öle zusammengetan.

Ylang-Ylang und Frangipani: Rohstoffe für ätherische Öle haben oft einen langen Weg hinter sich, bis sie den Weg zu den Verbraucher:innen finden. Dass solche Öle auch regional hergestellt werden können, beweisen drei Unternehmen aus dem Innviertel, die aus heimischen Heilpflanzen ätherische Öle und Räucherpellets herstellen.

DiKATECH aus Wippenham, BioFM Gansinger aus Aurolzmünster und Sensoleo aus Esternberg: Wer nicht ortskundig ist, wird von diesen Unternehmen wahrscheinlich noch nichts gehört haben. Die drei Betriebe haben sich indes zusammengetan, um im Bereich der heimischen Pflanzen wie Mönchskraut und Moxakraut zu forschen und ideale Bedingungen für die Erzeugung ätherischer Öle zu finden – und diese schließlich auch herzustellen. 

Primär müssen die Pflanzen destilliert werden – bereits hier wollen die Forschungspartner:innen ideale Einstellungen und Kriterien für die notwendigen Einstellungen finden. „Erntezeitpunkt, Frische der Pflanze, Kühlwassertemperatur und Füllmenge sind Kriterien für eine optimale Ölausbeute“, sagt Daniel Fuchs von Sensoleo. Das Unternehmen erzeugt seit 2017 regionale ätherische Öle und Hydrolate mittels Wasserdampfdestillation. 

Öle und Räucherpellets: Pflanzen mit vielen Funktionen

Doris Gansinger ist mit BioFM Gansinger auf den Vertrieb von Kräuterfuttermittel für Tiere spezialisiert. Als Fachtierärztin weiß sie, wie man das therapeutische Potenzial der Kräuter und Pflanzen herausfindet. Die Forschungs- und Evaluierungsarbeit wird auch wissenschaftlich begleitet. Dabei werden aus den Pflanzen nicht nur ätherische Öle gewonnen, sondern aus den Neben- und Restprodukten der Destillation werden Räucherpellets, mit denen man Wohnräume und Ställe räuchern kann, gepresst. „Die Nebenprodukte enthalten wertvolle Pflanzenstoffe, die auch für Tierernährungszwecke eingesetzt werden können“, erklärt Gansinger.

Unternehmen Nummer drei im Bunde, DiKATECH, verfügt über ein Testcenter, in dem die verschiedenen Materialien pelletiert werden. Die 2019 gegründete GmbH entwickelt mit Landwirt:innen und Kleinunternehmen Konzepte, um ihre Roh- und Reststoffe zu pelletieren und der Wertschöpfungskette zuzuführen.

Wertschöpfung und Arbeitsplätze in der Region

Nicht extra erwähnt werden muss, dass das gesamte Verfahren – auch aufgrund der regionalen Bündelung in der Region – besonders nachhaltig ist und zu einem Kreislauf beiträgt, der Tiere und Pflanzen schützt. Die gesamte Wertschöpfung, von Anbau bis Vermarktung, bleibt in der Region. Indem Landwirt:innen diese Pflanzen anbauen, haben sie auch noch eine zusätzliche Einkommensquelle. „Wir reduzieren auch die Abhängigkeit ausländischer Lieferanten“, erklärt Sensoleo-Chef Fuchs. Langfristig werden in der Region 15 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Das Projekt ist dem Wirtschaftsministerium auch eine Förderung im Rahmen des Programms für ländliche Entwicklung wert. Dabei werden 70 Prozent der anrechenbaren Projektkosten übernommen. Beraten wurden die Unternehmer:innen dabei von der Standortagentur Business Upper Austria. 

Aus den heimischen Pflanzen und Kräutern werden also nicht nur nützliche Produkte für die Region gewonnen, es wird auch – um im Jargon zu bleiben – Fachwissen für die Zukunft destilliert. Ein oberösterreichisches Erfolgsmodell!

Von Mario Hofer