Mit Gelassenheit zur Nachhaltigkeit

(c) Denys Karlinksyy
Thekla Wilkening will Unternehmer:innen den Zugang zur Nachhaltigkeit erleichtern.

Hektik und aktionistisches Handeln haben keinen Platz im Leben von Thekla Wilkening. Die 35-Jährige startet in den Tag, nachdem die Innenschau ihr auf die täglich brennende Frage eine Antwort gegeben hat: Worauf freue ich mich? „Ich stehe morgens erst auf, wenn ich die Antwort vernommen habe“, sagt Wilkening.

Eine Lebensphilosophie, die Wilkening in die Wiege gelegt wurde. „Ich komme aus einer Familie, die allem mit hoher Wertschätzung begegnet – das bedingt eben auch geduldig sein. Wer sich mit Nachhaltigkeit beschäftigt, der will auch seiner sozialen Ader Ausdruck verleihen.“ Schon sehr früh bemerkte sie, dass in der Modewelt etwas schiefläuft. „Wie können Kleidungsstücke so billig feilgeboten werden, wo doch der Aufwand diese herzustellen so groß ist?“, fragt sich die Jung-Designerin nachdem sie als Teenager anfing, selbst Kleider zu nähen.

Mit Neugierde folgte sie der Spur der Kleiderindustrie und fand es nur konsequent Bekleidungstechnik zu studieren, um zu erfahren, wie man Kleider entwickelt und herstellt. „Pro Jahr werden weltweit ungefähr 180 Milliarden Kleidungsstücke produziert, da steckt viel technische Leistung dahinter“, ist Wilkening überzeugt.

Mit Rat und Tat

Mit einem Verleih-Service für Kleidung machte sie bereits 2012 in der Branche auf sich aufmerksam. Die Idee fand Anklang, war jedoch aus unternehmerischer Sicht noch nicht voll tragbar. Heute ist die geerdete Unternehmerin als Beraterin für Firmen tätig, die dem Thema Nachhaltigkeit ihre Aufmerksamkeit schenken. „Das sind Gründer:innen, die beispielsweise alternative Konzepte im Modebereich suchen, sowie konventionelle Unternehmen, die den globalen Wandel und somit auch die junge Zielgruppe noch nicht verstehen. Beispielsweise haben viele Bedenken via Social Media über den Einsatz von Biobaumwolle zu berichten, weil sie Angst vor negativen Reaktionen bis hin zum Shitstorm haben, da Biobaumwolle eben polarisiert.“

Die in Rostock lebende Beraterin ist international tätig und möchte in erster Linie den Unternehmen Mut machen, ihr Anliegen im Sinne der Nachhaltigkeit zu kommunizieren. „Meine Aufgabe sehe ich darin, zu vermitteln, wie man als Unternehmen nachhaltige Bemühungen authentisch und glaubwürdig kommuniziert. Die Konsument:innen sind inzwischen sehr hellhörig. Nicht zuletzt durch negative Aktivitäten, wie dem Greenwashing, haben diese oftmals das Vertrauen verloren“, weiß Wilkening. Sie fordert allerdings die Konsumenten auf zu bedenken, dass Wandel in den Unternehmen nicht von einem Tag auf den anderen passieren kann. Gleichzeitig weist sie die Unternehmer darauf hin, diesen in Gang gesetzten Wandel ernst zu nehmen.

Achtsamkeit in eigener Sache

Bei aller Ernsthaftigkeit, Nachhaltigkeit im Unternehmen zu forcieren, will die Beraterin den Verantwortlichen die Freude an der Umsetzung vermitteln: „Weil klar ist, dass mit Zwang und Krampf keine fruchtbare Bewegung entsteht.“ Allen Jungunternehmer:innen empfiehlt sie daher großes Augenmerk auf das eigene Wohlbefinden zu legen. Weg vom Multitasking und übermäßig beschäftigt sein, hin zur gesunden Pause und regelmäßiger Reflexion. „In diesen Ruhephasen beobachte ich mich und finde heraus, was ich benötige, um weiter gut arbeiten zu können. Ich schreibe mir auf, wie lange ich für welche Tätigkeiten benötige und kann danach meine To-do-Liste sinnvoller strukturieren.“

Einen heißen Tipp hat sie für alle umtriebigen Menschen parat: „Für einen Termin trage ich in meinem Kalender die doppelte Zeit ein – eine halbe Stunde vor und eine danach. Es geht darum sich fokussiert vorzubereiten und im Anschluss das Besprochene entsprechend zu verarbeiten.“ Gerade Menschen, die in der Nachhaltigkeitsszene ihre berufliche Aufgabe fänden, hätten die Tendenz, sich für den guten Zweck selbst zu vergessen. Die Warnsignale würden überhört und das Resultat sei ein Burn-out.

Ihre Erfahrungen als Jungunternehmerin verbunden mit dem Know-how im Spektrum der Nachhaltigkeit wollte Wilkening schließlich einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen. Mit ihrem Erstlingswerk spricht die Nachhaltigkeitsaktivistin und Neo-Autorin auch Privatpersonen an, „damit wirklich alle verstehen können, dass Nachhaltigkeit kein Nachteil für uns ist, wir müssen bloß ein neues Verhalten trainieren.“

Ihr Buch, „Das Bio-Pizza-Dilemma. Der überraschende Wegweiser zu mehr Nachhaltigkeit“, soll Antworten auf brennende Fragen und Hinweise zur nachhaltigen Zukunftsgestaltung geben. „Der Trend des grünen Bewusstseins, muss zum lebbaren Alltag werden ohne sich komplett überfordert zu fühlen“, ist Wilkening überzeugt.

Mehr Informationen zur Autorin und Beraterin unter www.theklawilkening.de

Wortgewandt_

Mein Morgenritual, um in den Tag zu starten_Bademantel anziehen und Frühstück für die Familie machen

Motivierend sind für mich_Spannende Geschichte anderer Menschen lesen und deren Wissen erfahren

Schlechte Laune vertreibe ich so_immer mit Musik

Ein Rat, der mich wirklich weitergebracht hat_Dinge nicht immer perfekt machen müssen

Energie und Kraft tanke ich mit_im Zusammensein mit meinen Freundinnen

Von Gabriela Rabl