Welthandel im Check: Wo stehen Europa und Österreich derzeit?

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Die vergangenen Corona-Jahre haben wirtschaftlich auf der ganzen Welt, und damit auch in Österreich und Europa, ein ständiges Auf und Ab verursacht.

Zwischen Lieferengpässen, steigender Inflation und Wirtschaftsleistungen über Vorkrisenniveau – vom Stillstand rein in den Aufschwung. Durch die Pandemie waren die vergangenen beiden Jahre für den Welthandel turbulent. Mittendrin: Österreich und die Europäische Union. Wo wir derzeit stehen? Das untersucht eine neue Studie von Acredia. Wir haben einen Blick hineingeworfen und die wichtigsten Erkenntnisse herausgefunden.

Die beiden Corona-Jahre haben wirtschaftlich auf der ganzen Welt ein ständiges Auf und Ab verursacht. Fakt ist: Die Krise wirkt noch immer nach. „Die Volatilität bleibt auch im kommenden Jahr an der Tagesordnung. Wir schätzen, dass aktuell rund vier Prozent der weltweit gehandelten Waren durch Engpässe in der Schifffahrt feststecken“, erklärt Acredia-Vorständin Gudrun Meierschitz. Das Tauziehen um Waren dürfe bis mindestens Sommer 2022 weitergehen. In ihrer neuen Studie stellen die Expert:innen von Acredia fest, dass der derzeitige Konsum-Boom auf Lieferengpässe trifft. Eine ungünstige Kombination.

Luft nach oben…

… ist dahingehend vor allem bei der Rolle Europas und mit ihr auch jene von Österreich. Globale Großmächte stellen sich bei akuten Lieferproblemen in die erste Reihe. „Die USA sitzen weiterhin am längeren Hebel und Europa muss sich hinten anstellen“, so Meierschitz. Auch China bleibe dabei ein Flaschenhals, der den Welthandel immer wieder ausbremse. Ein Beispiel gefällig? Bei den Halbleiter-Beständen ist zwar Besserung in Sicht, dennoch gelten diese hierzulande nach wie vor als Mangelware. Laut Meierschitz sei Taiwan der weltweit größte Produzent von Halbleitern, deren Produktion zuletzt deutlich ausgebaut wurde. „Diese liegt durchschnittlich jetzt sogar höher als vor der Pandemie. Die größten Kontingente haben sich allerdings Asien und die USA gesichert. Europa hatte im Vergleich das Nachsehen“, erklärt die Acredia-Vorständin.

Licht am Ende des Tunnels

Die gute Nachricht: „Es ist Land in Sicht beim Kampf gegen Lieferengpässe und Lieferkettenunterbrechungen“, so die Prognose von Meierschitz. In vielen Branchen seien die Lager bereits auf Vorkrisenniveau gefüllt. Dabei kommt der weiterhin anhaltende Boom geradezu wie gerufen. Ideal um die auch hohe Nachfrage auch in Zukunft wieder angemessen zu bedienen. Der Studie zufolge zeichne sich eine deutliche Entspannung bei den zahlreichen Ungleichgewichten und Verschiebungen im Welthandel ab. „Dabei spielen drei wichtige Faktoren eine Rolle: Konsum, Lagerbestände und Produktions- sowie Schiffskapazitäten“, erklärt Meierschitz.

Im Vergleich zum Vorjahr, legte das weltweite Handelsvolumen 2021 daher um ganze acht Prozent zu. Die Prognose für die kommenden beiden Jahre: Weitere Zuwächse in Höhe von jeweils 5,4 und vier Prozent. Spätestens 2023 dürfte somit das Vorkrisenniveau am Welthandel wieder erreicht werden. Was sich bis dahin für viele Betriebe durch die Pandemie nachhaltig ändern wird? „Die meisten Unternehmen werden allein wegen der Kosteneffizienz schrittweise zur ‚Just in time‘-Lagerhaltung zurückkehren. ‚Just in case‘ und Hamstern sind auf Dauer schlicht zu teuer“, erklärt die Expertin abschließend. Eine bedarfsgerechtere Logistik ist die Zukunft, wenn man so will. Dann ist es an uns als Konsument:innen, dafür Verständnis mitzubringen. Hin und wieder ist nun mal nicht alles sofort verfügbar. Aber ist das wirklich so schlimm?

Von David Bauer