Österreichs Tourismus in der Krise

(c) Peter Burgstaller
Das Tourismusbarometer gibt Einblick wie es der Tourismusbranche während der Krise so ergeht und wagt einen Blick in die Zukunft.

Die heimische Tourismusbranche gilt als wichtiges Aushängeschild Österreichs – ganz zu schweigen von der hohen Wertschöpfung, die die Beherbergung und Bewirtung in- und ausländischer Gäste bringt. Die Corona-Pandemie hat den österreichischen Tourismus aber gehörig ins Straucheln gebracht. Der Tourismusbarometer, den die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) jährlich gemeinsam mit Deloitte veröffentlicht, gießt die aktuelle Situation in Zahlen und lässt in eine ungewisse Zukunft blicken. 

Wie geht es Österreichs Tourismusbranche in der Pandemie? Bewertet mit einer Schulnote, sehen die befragten Betriebe grundsätzlich eine Verbesserung der Stimmungslage: Eine solide 3,1 vergaben die Tourismusunternehmer im Durchschnitt – verglichen mit einem Wert von 3,6 im Vorjahr. Grund zum Jubeln ist das aber nicht: Die Unsicherheit, die die aktuell vierte Corona-Welle mit sich bringt, bleibt eine enorme Herausforderung. 

Leichte Entspannung im Vergleich zum Vorjahr

Zumindest der Sommer verlief in vielen Betrieben deutlich besser als im Vorjahr. Das Minus bei Nächtigungen und Ankünften fiel heuer – im Vergleich zum Vorkrisen-Niveau 2019 – weniger gravierend aus: minus 20 Prozent (2020: minus 32 Prozent) bei den Nächtigungen sowie minus 32 Prozent (2020: minus 43 Prozent) waren es bei den Ankünften. Die Studie zeigt aber in fast allen erhobenen Bereichen ein Stadt-Land-Gefälle: Die Betriebe am Land litten im Schnitt weniger unter der Corona-Krise: „Die Nachfrage in den Städten erholt sich nur langsam“, weiß Markus Gratzer, ÖHV-Generalsekretär.

Rettungsanker Corona-Hilfen

„Koste es, was es wolle“ – so lautete der geflügelte Satz des Finanzministers zur Eindämmung des Corona-Schocks. Die Erhebung zeigt, dass die üppigen Staatshilfen Wirkung gezeigt haben – so viel, dass rund die Hälfte der befragten Betriebe angibt, ohne Hilfen bereits nach einem Monat in der Insolvenz gewesen zu sein. Praktisch jeder Betrieb hat staatliche Unterstützung in Anspruch genommen – nur 0,38 Prozent der befragten Betriebe verneinten dies.

Auf die Frage, welche Maßnahmen am wirksamsten waren, loben die Betreiber die reduzierte Umsatzsteuer am meisten, statistisch am negativsten wird die Entschädigung nach dem Epidemiegesetz gesehen. Die gesenkte Umsatzsteuer sollte laut Andreas Kapferer, Partner von Deloitte Tirol, auch noch beibehalten werden: „Eine Verlängerung um ein Jahr würde der Branche weiter auf die Beine helfen.“ Einstweilen sei keine Rede von „back-to-normal“. 

Achillesferse Fachkräftemangel 

Neben dem Corona-Schock ist es vor allem der Fachkräftemangel, der die Betriebe noch länger beschäftigen wird. 84 Prozent der Beherbergungsbetriebe und 65 Prozent der Gastronomie- und Freizeitbetriebe suchen derzeit händeringend Mitarbeiter:innen. Die Einschätzung der Situation nach Schulnoten ergibt eine Verschlechterung von 3,15 im Vorjahr auf 4,45 im heurigen Jahr – also fast ein Nicht Genügend. Kapferer schlägt ein Maßnahmenbündel vor, um dem entgegenzuwirken: „Neben einer Attraktivierung des Berufsbilds und einer Rückholung von Mitarbeiter:innen braucht es auch eine verstärkte Anwerbung von Arbeitskräften aus dem Ausland.“  

Covid-Maßnahmen werden gut mitgetragen

Wie geht es also weiter? Wird sich der Tourismus langfristig erholen und wieder das Vorkrisenniveau erreichen? Die jetzige Situation trägt jedenfalls nicht zur Stabilisierung bei. Der derzeitige Lockdown zwingt die Betriebe wieder zur Schließung und Beantragung von Corona-Hilfen. Obwohl es in den Unternehmen durchaus große Bereitschaft gibt, Covid-Maßnahmen mitzutragen: Alleine die Impfquote bei den Angestellten lag im Herbst mit geschätzten 76 Prozent über dem bundesweiten Durchschnitt. 

Durch die 2G-Regel befürchtet eine große Mehrheit der Betriebe (70 Prozent) einen Umsatzrückgang. Ein Drittel der Betriebe hätte die 2G-Regel aber unabhängig von der allgemeinen Einführung mit 8. November eigenständig eingeführt. Eine große Belastung durch die Corona-Krise ist die Vielzahl an spontanen Buchungen – aber auch die Vielzahl an Stornierungen. Ob die geplante Öffnung der Betriebe mit Mitte oder Ende Dezember noch Schwung in die Saison bringt, bleibt offen. Planungssicherheit während der Pandemie bildet somit auch für Österreichs Tourismusunternehmen die Ausnahme anstatt der Regel – Zukunft ungewiss. 

Von Mario Hofer