MOMotto mit Maria Hauser: „Wir gewinnen, indem wir verlieren“

(c) Bio- und Wellnesshotel Stanglwirt
Nachhaltigkeit und Regionalität sind im Tourismus mittlerweile nicht mehr wegzudenken.

Aufwachen, wo andere Urlaub machen. Dieses Privileg genießt Maria Hauser, Junior-Chefin des legendären Stanglwirt, täglich. Sie öffnet ihre Augen im wunderbaren Tirol, einer der beliebtesten Urlaubsdestinationen in Österreich. In unserem MOMotto spricht Maria mit uns darüber, wie man als Urlaubsland interessant bleibt und was sie sich aus ihren vielen Jahren im Ausland mit nachhause genommen hat.

Egal, ob (inter)national klingende Namen oder „Ottonormalos“ – wer Erholung der ganz besonderen Art sucht, kommt gerne zum Stanglwirt. Ein absoluter Sehnsuchtsort in Tirol, direkt am Fuße des imposanten Wilden Kaisers. Seit über 400 Jahren gibt es den Stanglwirt, seit 300 Jahren ist er in Familienbesitz, seit 50 Jahren geführt von Balthasar Hauser. Einem Bauern, der zum Bio-Visionär wurde. Während viele Unternehmen zur Zeit hektisch nach nachhaltigen Konzepten suchen: Hier ist Nachhaltigkeit gelebte Tradition. Was das bedeutet, erzählt Tochter Maria Hauser die im Stanglwirt für Marketing, PR, Qualitätssicherung, Shops und die Großevents wie etwa die Silvester-Gala und die legendäre Weißwurstparty verantwortlich ist. Außerdem verrät uns die Tirolerin, was ihr nachhaltig von ihren vielen Auslandsaufenthalten erhalten bleibt. 

Arnold Schwarzenegger nennt deinen Vater, Balthasar Hauser, einen „Green Visioner“. Er gilt als Pionier im Bereich Bio und Nachhaltigkeit. War der Erfolg von Anfang an absehbar?

Maria Hauser: Ganz und gar nicht. Viele Erstversuche schlugen fehl. Das Los der Visionäre ist, dass man oft belächelt wird, wenn man vorausdenkt. Mein Papa hat immer gesagt, dass ein Raum, ein Gebäude auch eine Seele haben muss. Dafür ist er in den Achtziger-Jahren sehr ausgebuht worden. Niemand hat damals so gebaut. Darum freut es mich umso mehr, dass er nun als „grüner Visionär des Tourismus“ endlich Anklang findet und auf Verständnis trifft. Mein Vater fühlt sich nun endlich verstanden. Das ist für ihn eine Wohltat.

Die Themen Nachhaltigkeit und Regionalität sind im Tourismus mittlerweile nicht mehr wegzudenken. Wie funktioniert das Zusammenspiel?

Maria Hauser: Die Sehnsucht der Gäste wird geweckt, wenn sie in eine Welt eintauchen, die intakt ist. Da gehört auch die Bewusstseinsbildung der Touristen und Gäste dazu. Wenn man Haltung zeigt, dann springt das von ganz allein und ohne erhobenen Zeigefinger auf den Gast über. Wir als Hoteliers können viel zur Bewusstseinsbildung beitragen. Und natürlich auch die Region selber. Irgendwann ist es mit ‚höher schneller weiter‘ genug, zusätzliche Ausbauten sind dann nicht mehr nötig. Frei nach dem Motto: „Wir gewinnen, indem wir verlieren“.

Wie meinst du das?

Maria Hauser: Wie heißt es so schön? Das Optimum ist früher erreicht als das Maximum. Jetzt ist es optimal, so bewahren wir die Attraktivität als Tourismusregion. Nachhaltigkeit basiert auf drei Säulen: ökologisch, sozial und ökonomisch. Alles muss ausgewogen sein. Wenn man mit der Tourismusdestination nachhaltig umgeht, dann ist es nicht nur für die Umwelt gut, weil sie sich wieder erholen kann, sondern auch ökonomisch, weil die Destination dann interessant bleibt. 

Nach langjähriger Ausbildung und Berufserfahrung in Australien und den USA, arbeitest du seit 2006 im Stanglwirt mit. Wird dir Going manchmal zu klein?

Maria Hauser: Ganz im Gegenteil. Bei uns kommen Menschen aus aller Welt. Ich liebe es mit den verschiedenen Kulturen und Sprachen zu interagieren.

Was hast du dir von deinen Auslandsaufenthalten mitgenommen?

Maria Hauser: Eine große Portion Selbstvertrauen. Wenn man als schüchterner Mensch ans Ende der Welt geht und merkt: „Hey, ich finde mich gut zurecht, ich baue mir eine Existenz, einen Freundeskreis auf und lebe hier“, dann ist das ein sensationelles Gefühl. Ich habe gelernt auf Menschen zuzugehen und offen zu sein. Ich weiß es so sehr zu schätzen, dass ich einfach ohne Wertung auf Menschen zugehen kann. Ich weiß nicht, ob ich das von den Auslandsaufenthalten mitgenommen habe, oder ob ich diesen Wert immer schon in mir getragen habe. 

Was bringt dir diese Offenheit?

Maria Hauser: Ich bin immer aufgeschlossen, da es mir um die Person geht. Egal welcher Kulturkreis, egal welches Einkommen oder welche Rolle die Person in der Öffentlichkeit spielt. In Sydney waren wir 250 Studenten aus 72 Nationen. Ich war die einzige Österreicherin. In Projektarbeiten waren wir teilweise zu viert und jeder von einem anderen Kontinent. Da lernt man einfach, wie die Menschen gestrickt sind von ihrer kulturellen Herkunft.

Klingt nach schwierigem Unterfangen?

Maria Hauser: Das Schöne ist: Es lässt sich immer ein Kompromiss finden, wenn man von jedem die Stärken einfließen lässt. Das wäre auch ein Beispiel, wie die Welt gut funktionieren könnte. Wenn man einfach offen ist, jeden sein lässt wie er ist und von jedem die Stärken aufnimmt und einwebt. Daraus entsteht dann wieder etwas Besonderes. 

Was ist deine Vision, um die Welt ein bisschen besser zu gestalten?

Maria Hauser: Wir leben alle auf einem Planeten. Das Denken in Länder- oder Kontinentegrenzen gehört weg. Was in Afrika passiert geht uns hier genau so etwas an. Wenn wir in Europa klimaneutral werden und es in der dritten Welt nicht möglich ist, dann ist es wiederum nicht der globale Gedanke. Scheuklappen runter, denn wir müssen auch auf den Rest der Welt schauen. Horizont erweitern und bemerken: Die Welt ist klein.


Von Daniela Ullrich