Reden wir übers Geld

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Schon mit einem kleinen monatlichen Betrag ist es möglich, sein Geld für sich arbeiten zu lassen.

Tut man nicht? Möchte man meinen … dabei ist es, gerade für Frauen, so wichtig nicht nur finanziell unabhängig, sondern auch fit in Sachen Anlageformen zu sein. Schon mit einem kleinen monatlichen Betrag ist es möglich, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Wie? Das fragen wir Elly Fiege, die als „Mrs. Fairnance“ Frauen das richtige Money-Making-Werkzeug in die Hand gibt.

Wie man am besten damit anfängt, seine Finanzen endlich in die Hand zu nehmen? Laut Expertin sind dazu fünf Schritte nötig.

# Schritt 1: Der Finanzplan

Der erste praktische Meilenstein auf dem Weg in die finanzielle Freiheit ist die Erstellung eines Finanzplanes, in dem man Einnahmen, Ausgaben, Ersparnisse und gegebenenfalls Schulden auflistet. Somit bekommt man einen Überblick über sein Nettovermögen.

# Schritt 2: Führe ein Haushaltsbuch

Es hilft, Einnahmen und Ausgaben kontinuierlich zu erfassen. So kann man einerseits erkennen, wieviel im Monat übrig bleibt zum Sparen und Investieren. Andererseits fällt auch schnell auf, wo man sparen könnte: Zeitungs- oder Streaming Abos oder Mitgliedschaften, die man nicht mehr nutzt.

#Schritt 3: Baue eine eiserne Reserve auf

Ein Notgroschen von mindestens drei Monats-Ausgaben ist wichtig für unvorhergesehene Situationen, falls mal die Waschmaschine kaputt geht, man arbeitslos wird oder ähnliches.

#Schritt 4: Formuliere dein Ziel

Möchtest du viele Reisen unternehmen, mehr Zeit für deine Familie oder Hobbies haben, oder fürs Alter vorsorgen? Dein „WARUM“ wird dir helfen, deine Finanzen in die eigene Hand zu nehmen und dich motivieren, den Weg dahin zu verfolgen, auch wenn mal Rückschläge und Tiefpunkte kommen.

# Schritt 5: Finanzplan mit den Kosten vergleichen, um das Ziel zu erreichen.

Wieviel musst du dafür sparen und wieviel Zeit nimmst du dir dafür? Im Internet kannst auf Zinsrechner-Seiten wie etwa www.online-rechner.at ein bisschen mit Sparraten und Sparzielen „spielen“, das bestärkt ungemein. Wenn du zum Beispiel in 20 Jahren gerne 50.000 Euro gespart hättest, und in einen ETF MSCI World investieren möchtest, der in den vergangenen Jahren durchschnittlich 7 Prozent Rendite brachte, solltest du im 100 Euro Monat sparen. Natürlich ist das nur eine angenommene Rendite, da man nicht weiß, was die Zukunft bringt.

Was sollte jede:r über Geld wissen?

Elly Fiege: Geld ist neutral und nur das, was wir darauf projizieren und damit machen. Money Mindset ist ja mittlerweile ein bisserl zum Modewort verkommen, hat aber in meinen Augen nichts mit „sich-schnell-reich-denken“ zu tun. Für mich steckt vielmehr dahinter, dass wir unsere Beziehung zu Geld reflektieren, um sie ins Positive zu verändern und uns mit Lust daran machen, unsere Finanzen in Ordnung zu bringen. Geld ist ja leider heute noch oft ein negatives, gar angstbesetztes Thema, über das wenig gesprochen wird. Als ob es etwas Unanständiges wäre. Das kann zu Geldblockaden führen. Viele Frauen trauen sich nicht, selber ihr Geld zu verwalten, in Gehaltsverhandlungen mehr Geld zu verlangen, und verlassen sich lieber auf andere, auf den Partner oder den Bankberater. Deshalb ist mir so wichtig, dem Thema Geld die Schwere und die Angst zu nehmen, darüber zu reden. Geld ist ja so spannend, wenn man sich erstmal damit näher auseinandersetzt. Es geht dabei nämlich nicht nur um Geld, sondern auch um Persönlichkeitentwicklung, Feminismus, Geschlechtergerechtigkeit, Nachhaltigkeit, …

Bausparer und Pensionsvorsorge adé? Worauf setzt du?

Elly Fiege: Ich investiere über mein eigenes Depot in nachhaltige ETFs und Aktien an der Börse. So spare ich mir teure Provisionen und Verwaltungskosten, die auf lange Sicht meine Rendite schmälern. Natürlich muss sich jeder, bevor er anfängt zu investieren, das nötige Wissen aneignen. Aber da es seit vielen Jahren keine Zinsen mehr auf dem Sparbuch, Bausparer oder Tagesgeldkonto gibt, sind für mich ETFs die beste Wahl. Sie sind breit diversifiziert und flexibel zu managen.

Welchen Mindestbeitrag sollte man monatlich zum Sparen hernehmen?

Elly Fiege: Sicher kann man schon ab 10 Euro monatlich in einen ETF investieren. Aber reich wird man da natürlich nicht. Und mit einem zinslosen Sparbuch erst recht nicht. Dennoch finde ich es sinnvoller, regelmäßig monatlich mit einem kleinen Betrag anfangen zu sparen, als gar nicht. Vielen fällt es ja schwer, für ihre Altersvorsorge oder andere Wünsche zu sparen, weil am Ende des Monats wenig übrig bleibt. Dabei kann Sparen mit der richtigen Methode sehr einfach sein: „Pay yourself first“ - bezahle am Anfang des Monats zuallererst dich selbst! Dafür richtet man einfach einen Dauerauftrag ein, der den Sparbetrag von beispielsweise 10 Prozent der Einnahmen direkt am Anfang des Monats vom Girokonto auf ein Tagesgeldkonto überweist. Oder noch besser: auf ein Depot, wo das Geld am besten in ETFs angelegt arbeitet, weil es auf dem Tagesgeldkonto kaum noch Zinsen gibt. Dann sind diese 10 Prozent aus den Augen und damit aus dem Sinn. Man wird viel entspannter – weil ohne schlechtes Gewissen – durch den Monat gehen.

Wie (un)sicher ist das Börsengeschäft?

Elly Fiege: Wenn man nicht weiß, was man tut, kann die Börse riskant sein. Seltsamerweise spielen viele Menschen lieber Lotto und verlieren dabei über die Jahre viel Geld, trauen sich aber nicht an die Börse. Ja, die Kurse können schwanken. Ja, Unternehmen können betrügen, wie Wirecard. Ja, es kann Crashs geben. Daher ist es auch riskanter, in einzelne Aktien zu investieren. Wenn man aber beispielsweise in einen ETF All-World investiert, hat man darin Aktien von rund 3000 Unternehmen weltweit. Dadurch ist das Risiko breit gestreut, und wenn mal ein Unternehmen pleite geht, wird der gesamte ETF trotzdem gut performen. Wichtig ist, dass man sich vorher gut informiert und auch nur das Geld investiert, was man die nächsten 10 bis 15 Jahre nicht braucht. 

Macht sparen auch Spaß?

Elly Fiege: Ja! Sparen kann Spaß machen, wenn man sein Ziel kennt. Am besten kann da helfen, wenn man sich sein Ziel visualisiert. Ein Haus am Meer zum Beispiel: Wie sieht es aus, wer lebt mit dir dort, wie ist es eingerichtet, …

Wie geht nachhaltiges Sparen?

Elly Fiege: Leider gibt es noch keine einheitliche Definition von Nachhaltigkeit. In der Theorie klingt es gut: Man kann sein Geld so leicht wie noch nie umwelt- und sozialverträglich und gleichzeitig günstig nachhaltig anlegen. Aber: die Bandbreite nachhaltiger Geldanlagen verläuft von hellhellgrün bis dunkelgrün. Am leichtesten und günstigsten kann man in einen nachhaltigen ETF investieren: und zwar in viele Unternehmen gleichzeitig, welche verantwortungsbewusst mit Klima, Umwelt und ihrer sozialen Verantwortung umgehen.

Wie wird definiert, was nachhaltig ist und in den ETF passt?

Elly Fiege: Das ist die Herausforderung! Nehmen wir beispielhaft einen Erdölproduzenten: Kann ein Unternehmen, was fossile Brennstoffe produziert, trotzdem als nachhaltig angesehen werden, weil es in seiner Branche die „am wenigsten“ umweltschädliche Produktionsmethode verwendet? Oder weil es großen Wert auf faire Bezahlung und familienfreundliche Arbeitszeiten der Mitarbeitenden legt? Daher ist es hilfreich, für sich selbst festzulegen, welche Werte wichtig sind und was Nachhaltigkeit bedeutet. Und dann sucht man sich einen nachhaltigen ETF, der die Unternehmen enthält, die zu den persönlichen Werten passen.

Mit welchen drei Irrtümern wirst du immer wieder konfrontiert?

Elly Fiege: Für die Altersvorsorge ist die Börse zu riskant. Börse ist nur was für Reiche. Geld macht nicht glücklich.

Drei Gründe, warum man sich rechtzeitig ums Geld kümmern sollte?

Elly Fiege: Gerade Frauen und Mütter sind von Altersarmut bedroht – Gender Pay Gap, Kinderbetreuungszeiten und Teilzeitarbeit mindern die Pensionsansprüche von Frauen. Daher sollten Frauen so früh wie möglich die Verantwortung für die eigenen Finanzen übernehmen und sich nicht auf andere verlassen.

Wann ist der ideale Einstiegszeitpunkt?

Elly Fiege: Heute!

Wofür würdest du niemals Geld ausgeben?

Elly Fiege: Für einen Neuwagen. Zumindest keinen Verbrenner.

Und wann sitzt die Geldbörse besonders locker?

Elly Fiege: Im Restaurant.

Zur Person_Als Mrs. Fairnance sieht es Elly Fiege als ihre Mission, Frauen auf dem Weg zu einem finanziell sicheren Leben zu unterstützen. In ihrem Blog und mit ihrem Coaching unterstützt sie die Frauenwelt dabei, das Thema Finanzen entspannt in die eigenen Hände zu nehmen.

Von Daniela Ullrich