Unter den Top 10 weltweit: Globalisierungsgewinner Österreich

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Was würdest du mit 870 Euro mehr Einkommen machen?

870 Euro mehr Einkommen pro Jahr klingen verlockend? Streng genommen braucht es dafür noch nicht mal eine Gehaltserhöhung oder Steuersenkung. Sondern? Globalisierung. Denn dank ihr ist das die Summe, die wir Österreicher:innen im Schnitt in den letzten rund 30 Jahren jährlich mehr verdient haben. Weshalb internationale Vernetzung gerade jetzt die richtige Reaktion auf Corona ist und wie wir außerdem von ihr profitieren? Wir werfen für euch einen Blick in den Globalisierungsreport.

Laptops, Drucker, Fahrräder, Waschmaschinen, Möbel und viele weitere Dinge sind seit Corona nur noch bedingt verfügbar. Der Grund: Lieferengpässe durch geschlossene Grenzen und eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten. Ganz normal. Oder doch nicht? Jein. Ja, die Pandemie brachte Ungewissheit und damit eine ungewohnte Herausforderung mit sich. Und nein, da nicht global versorgt oder unterwegs zu sein und nicht alles „on demand“ zu bekommen gerade für jüngere Menschen eine neue Erfahrung ist.

Doch bei der Globalisierung geht es um mehr als neue technische Geräte, Expresslieferungen und sonstigen Alltagsluxus – vor allem in Industrienationen. Immerhin konnten laut dem aktuellsten Globalisierungsreport der Bertelsmannstiftung 45 Länder ihr BIP pro Kopf in den letzten rund 30 Jahren deutlich steigern. Das bedeutet nicht nur mehr Einkommen für jede:n Einzelne:n, sondern auch mehr Wohlstand für den Staat und die Gesellschaft. Davon profitieren letztendlich alle. „Stärker globalisierte Staaten können die Gewinne der Globalisierung zum Beispiel für Fortschritte in der Gesundheitsversorgung oder Bildung nutzen", erläutert Thomas Rausch, Experte für internationale Beziehungen der Bertelsmannstiftung.

Wie stark profitieren wir Österreicher:innen von der Globalisierung?

Die kurze Antwort: sehr. In Zahlen haben wir durchschnittlich 870 Euro mehr Einkommen pro Person jährlich zur Verfügung – und das seit knapp 30 Jahren. Kein Wunder also, dass sich Österreich im Gesamtranking von 1990 bis 2018 auf dem Globalisierungsindex unter den besten Zehn einreiht. Mittlerweile geht die Agenda Austria mit ihren eigenen Berechnungen mittlerweile sogar von 1.270 Euro jährlich aus. Sowohl auf unsere Wirtschaft als auch auf individueller Ebene hat die zunehmende internationale Vernetzung positive Effekte. Insbesondere der freie Handel sorgt für mehr Wohlstand. So verbessert der Import von Produkten das Angebot und senkt die Preise. Während der Export die Nachfrage und damit Arbeitsplätze sichert.

Dieses weltweite Netzwerk geriet vor allem durch die Pandemie etwas ins Stocken. Grenzen wurden geschlossen, Produktionen eingeschränkt und im Zweifelsfall ist sich schließlich jeder selbst der Nächste – auch Staaten. Wo dabei das Problem liegt? Laut Einschätzungen der Bertelsmann Stiftung können die Auswirkungen beispielsweise im Nachbarland Deutschland die Globalisierungsgewinne teilweise zunichtemachen. „Die Antwort auf die wirtschaftlichen Verwerfungen der Coronakrise darf keinesfalls Protektionismus sein“, so Rausch. Schon jetzt sei jedoch zu beobachten, dass einzelne Staaten weitere Hemmnisse einführen und Umweltstandards abbauen.

Einigeln ist keine Option

Seit der wirtschaftlichen Öffnung in den 1990er-Jahren konnte Österreich das BIP pro Kopf fast durchgängig steigern, auf dem Globalisierungsindex stetig nach oben klettern und jährlich höhere Gewinne erzielen. Warum sollte man das gerade jetzt ändern – in Zeiten, in denen die Wirtschaft auf Impulse angewiesen ist? „Die aktuellen Abschottungstendenzen sehen wir mit großer Sorge. Denn der Versuch, die Globalisierung zurückzudrehen, würde mit Wohlstandsverlusten für alle Länder einhergehen“, so Rausch weiter.

Ihm zufolge sollten Entscheider:innen in Wirtschaft und Politik stattdessen die Rahmenbedingungen und Standards der Globalisierung weiter verbessern. „Zum Beispiel, indem sie sich für eine faire Reform der Welthandelsordnung einsetzen. Denn nur eine gleichberechtigte Teilhabe aller Länder am freien Handel kann für breiten Wohlstand sorgen", so Rausch. Um auch in Zukunft zu den größten Globalisierungsgewinnern weltweit zu zählen, sollten wir demnach zwei Dinge beherzigen: uns international weiter zu vernetzen und faire Sieger zu sein.

Von David Bauer

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