Wie es der Zufall so will: MOMotto mit Manuel Feindert

euroskills
Bei den EuroSkills 2021, der Europameisterschaften der Berufe, konnten die österreichischen Bewerber:innen in Graz ordentlich abräumen.

Im September fanden die EuroSkills 2021 statt, die Europameisterschaften der Berufe. Der Linzer Manuel Feindert konnte im Bewerb Electronics Prototyping die Bronzemedaille mit nach Hause nehmen. In unserem MOMotto sprechen wir mit ihm darüber, was ihn morgens motiviert, wie er am liebsten abschaltet und welche Erfahrungen er von den EuroSkills mitnehmen konnte.

Sie arbeiten am Institute for Signal Processing an der JKU Linz. Was kann man sich als Laie darunter vorstellen?

Manuel Feindert: Ich arbeite am ISP als Institutstechniker, damit liegt mein Aufgabenbereich vor allem in der Unterstützung des forschenden Personals. Wenn für eine Forschung eine bestimmte Elektronik oder ein neues Programm benötigt wird, so kann diese Aufgabe an mich weitergereicht werden. Dadurch ist die Arbeit abwechslungsreich und wird nie langweilig. Einmal muss ich löten, dann programmieren, dann Schaltungen entwickeln oder auch einfach ein wenig schrauben und basteln. Grundsätzlich befasst sich die Signalverarbeitung jedoch, wie es der Name sagt, mit der Auswertung und Weiterverarbeitung von Signalen. 

Von welchen Signalen sprechen wir hier?

Manuel Feindert: Wie erkennt das Auto, dass man rückwärts fast in die Wand fährt? Wieso kann ich jemanden in Amerika anrufen und seine Stimme übers Handy problemlos hören? So etwas beinhaltet immer Signalverarbeitung. Damit ist für unseren heutigen Alltag dieser Arbeitsbereich enorm wichtig. Auch in Zukunftstechnologien wie 5G oder dem autonomen Autofahren.

Bei den EuroSkills 2021 haben Sie die Bronzemedaille im Electronics Prototyping gewonnen. Herzlichen Glückwunsch! Wie kam es zu Ihrer Teilnahme?

Manuel Feindert: Vielen Dank! Zur Teilnahme kam es eher durch Zufall. Damals noch in der HTL erfuhren einige Klassenkollegen und ich von der Möglichkeit, an der Staatsmeisterschaft im Beruf Elektronik teilzunehmen. Davor hatten wir noch nie davon gehört. Im Endeffekt nahm dann neben mir noch mein Klassenkollege und guter Freund Simon Dorrer teil. Ich belegte den zweiten Platz (Vize-Staatsmeister) und qualifizierte mich damit zu der Teilnahme zu den EuroSkills 2020 in Graz. 

Die EuroSkills 2020 wurde dann ja aufgrund der Pandemie verschoben ...

Manuel Feindert: Die EuroSkills 2020 wurden auf Jänner 2021 verschoben. Einige Monate später folgte der nächste Rückschlag, da die Skills erneut verschoben werden mussten, nämlich auf September 2021. Weiterhin immer noch unter der Annahme, dass eine wirkliche Durchführung wegen der Pandemie auf dünnem Eis stand. Mit Hilfe des großartigen Teams und meinem Experten konnte ich die Rückschläge und daraus entstandenen Motivations-Löcher überwinden und mich weiter auf den Wettbewerb vorbereiten.

Wie war es dann, als die EuroSkills endlich stattfinden konnten?

Manuel Feindert: Die Learnings und Eindrücke von dem Wettbewerb sind vielseitig. Obwohl das Team Austria so groß war wie noch nie, hatten wir alle einen extremen Zusammenhalt und jeder kam mit jedem gut aus. Niemand wurde je mit seinen Problemen nach einem Competition-Day allein gelassen, es war immer jemand für einen da. In einer solchen Team-Atmosphäre zu arbeiten ist ein unglaubliches Erlebnis.

Welche Erfahrungen konnten Sie bei den Euroskills sammeln? 

Manuel Feindert: Ich habe oftmals Aufgaben nach dem Muster bei dem Wettbewerb trainiert und auch bei einem Training mit dem Schweizer Kandidaten einen solchen simuliert. Trotzdem war die Realität dann völlig anders. Ich habe gelernt, unter enormem Druck und Stress mit der geänderten Situation umzugehen und mich anzupassen. 

Was nehmen Sie von der Wettbewerbssituation für sich mit?

Manuel Feindert: Der Wettbewerb hat mir gezeigt, dass ich vieles erreichen kann, solange die Kraft dafür da ist. Ich habe jeden Tag 110 Prozent gegeben und alles an Konzentration und mentaler Stärke aufgebracht, was möglich war. Man ist jeden Tag abends todmüde und geht früh schlafen, ausgeruht ist man am nächsten Tag aber trotzdem nicht. Energie muss man sich dann notfalls durch Unmengen an Kaffee oder Traubenzucker besorgen. Ein solcher Wettbewerb zeigt einem seine eigenen Grenzen auf und bringt einen dazu, diese auch zu überwinden. Das mag sich teilweise negativ anhören, es ist aber keineswegs so gemeint und ich werde immer positiv auf diese Erfahrung zurückblicken.

 #Wortgewand(t)

Mein Morgenritual, um in den Tag zu starten_Kaffee! Nach dem Aufstehen gibt es immer einen Kaffee, danach sehen wir weiter. Dann geht es an die Universität, ins Büro oder vielleicht gibt es noch einen Kaffee, je nachdem was der Tag ebenso bringt.

Darauf freue ich mich zu Wochenbeginn am meisten_Das Wochenende natürlich. 

Das fasziniert mich an meiner Arbeit am meisten_Mit Hilfe der Elektronik kann man de facto alle technischen Geräte verstehen. Ich weiß wie ein Handy, ein Computer oder auch ein Auto aufgebaut ist. Ich kenne deren Probleme und kann diese beheben. Ich finde es großartig, die Geräte nicht nur einfach zu verwenden, sondern auch zu verstehen.

Mit diesen Vorurteilen habe/hatte ich zu kämpfen_Mit wirklichen Vorurteilen hatte ich nie zu kämpfen. Die Elektronik hat viel mit Computern zu tun, also sitzen wir oft stundenlang vor diesen Geräten. Aber das tue ich privat auch, also sehe ich es nicht als Vorurteil.

So lassen sich Probleme am besten lösen_Mit Kommunikation. Man sollte sich nie allein mit Problemen quälen. Die eigenen Freunde und Familie haben oft gute Ratschläge für einen und können helfen.

Diese Menschen habe ich am liebsten um mich herum_Meine Freundin, meine Familie und meine engsten Freunde. 

Energie und Kraft tanke ich_Oft durch reines Nichts-Tun. Mein Beruf ist vor allem geistig fordernd und anstrengend. Einfach einmal einige Stunden Serien schauen, Computer spielen oder faul rumliegen ist dann eine sehr willkommene Abwechslung, um die Energie wieder aufzuladen.

Diese Persönlichkeit inspiriert mich am meisten_Ich habe viele Persönlichkeiten, welche ich cool oder faszinierend finde. Viele davon stehen nicht in der Öffentlichkeit, sondern sind Menschen, die ich in meinem Leben kennengelernt habe. In der Öffentlichkeit wäre es vielleicht jemand wie Stephen Hawking, welcher trotz seiner Krankheit enormes leistete und nie seinen Humor verloren hat.

Ein Rat, der mich wirklich weitergebracht hat_Solange du selbst mit deinem Handeln zufrieden bist, kann dir egal sein, was andere denken.

Von Laura Brunner