Die erfolgreiche Männer-Frauen-Freundschaft

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Eine echte Freundschaft zwischen Männern und Frauen? Geht! Wie genau, erzählt uns ein Unternehmer-Duo im Interview.

Martina Kapral und Ali Mahlodji sind Freunde. Rein platonisch. Und sie sind Geschäftspartner. Rein erfolgreich. Können Frau und Mann überhaupt gut zusammen Geschäfte machen? Wie profitiert man voneinander und was heißt es eigentlich, eine Frau zu sein und seinen Mann zu stehen? Wir sprechen mit dem Unternehmer-Duo über gemeinsame Projekte und was es eigentlich mit der Gleichberechtigung auf sich hat.

Martina und Ali, ihr beide seid nicht nur Geschäftspartner, sondern auch privat befreundet. Wieviel Frau steckt denn in Ali, Martina?

Martina Kapral: Wenn man sagt, dass Männer eher schweigen, dann stimmt das für Ali nicht, weil er sehr viel spricht. Wenn es heißt, dass sich ein Mann schwer tut, sich emotional auszudrucken, dann ist Ali auch sehr weiblich. Weil er sehr emotional ist und seine Gefühle auch gut teilen kann. Ali ist für mich ein „gestandener Mann“, der sehr viel Einfühlungsvermögen hat.

Und Ali, wann steht Martina ihren Mann?

Ali Mahlodji: Bei unserer letzten Vetragsverhandlung ist Martina knallhart geblieben und hat sich keinen Cent bewegt. Ich verhandle ja keine Preise, ich würde alles gratis machen. Gott sei Dank ist die Martina da! Sie ist in unserer Geschäftsbeziehung eindeutig der Manager. Ich finde ja auch, dass es viel mehr die Frauen sind, die in Krisenzeiten der Fels in der Brandung sind. Das kann Martina auch hervorragend.

Inwiefern?

Ali Mahlodji: Martina und ich haben die Gabe, uns gegenseitig auffangen zu können. Wenn ich komplett down bin, gehe ich zu ihr ins Zimmer, hau mich auf die Couch und chille ein bisschen. Gleichzeitig gibt es aber auch bei Martina Situationen, wenn sie vor tausenden Herausforderungen gleichzeitig steht und ich ihr dann Kraft geben kann. Wir haben einen wunderbaren gemeinsamen Ausgleich.

Wie habt ihr eigentlich zueinander gefunden?

Ali Mahlodji: Das war 2016 in einer meiner größten Krisen, als ich damals bei whatchado gemerkt habe, dass das mit meinem Co-Founder nichts mehr wird (Anm.: Nach fast sieben Jahren der gemeinsamen Gründung der Wiener Jobvideo-Plattform whatchado, wird Co-Founder Jubin Honarfar alleiniger Geschäftsführer und Ali Mahlodji geht seinen eigenen Weg). Ich wurde damals schon von vielen Unternehmen als Speaker eingeladen und irgendwann habe ich dann auch gecheckt, dass man dafür eigentlich Geld verlangen kann. Eine Bekannte hat mich dann auf Martina gebracht, weil sie meinte, dass ich eine Managerin brauchen könnte. Eines nachts habe ich mir ein Herz gefasst und an Martina geschrieben, wer ich bin und was ich so mache.

Wie war dann das erste Zusammentreffen?

Martina Kapral: Sehr speziell und auch emotional, weil wir uns unsere Geschichten erzählt haben und schnell wussten, dass das zwischen uns passt. Wir haben uns von Anfang an aufeinander eingelassen und spürten so, dass sich da weit mehr ergeben wird, als das klassische Management. Und nun bündeln sich in einem neuen gemeinsamen Projekt unsere Talente.

Welches Projekt?

Ali Mahlodji: Vor zwei, drei Jahren ist in meinem Kopf die Idee entstanden, eine Schule zu bauen die das lehrt, was keine klassische Schule oder Uni am Lehrplan hat. Der Name „FutureOne“ tauchte auch irgendwie vor meinem geistigen Auge auf. In einem Interview mit der „Financial Times“ habe ich der Journalistin ganz beiläufig von der Idee erzählt. Auf einmal steht in ihrem Artikel über Österreich, dass Mahlodji FutureOne gründen wird. Und ich dachte: „Was ist denn jetzt los? Ich habe ja noch nicht einmal eine Website dazu.“ Also haben wir in einer Nacht und Nebel Aktion futureone.io erstellt, wo sich binnen kürzester Zeit tausend Menschen eingetragen haben, um mehr davon zu erfahren. Bei dem Projekt geht es darum, dass sich Menschen in dieser Welt der Veränderung nicht alleine fühlen. Start war der 27. August, mein 40. Geburtstag.

FutureOne ist also ein gemeinsames Projekt?

Ali Mahlodji: Ja, Martina ist meine Co-Founderin. Deshalb sind wir jetzt auch in ein gemeinsames Büro gezogen.

Martina Kapral: Der Ausgleich von Ali und mir ist im Büro tatsächlich auch räumlich so. Er ist auf der einen, ich auf der ganz anderen Seite und dazwischen ist unser Team. Wenn‘s bei Ali sehr intensiv wird, wird es bei mir dafür umso ruhiger und umgekehrt. Das hilft beim Aufbau von FutureOne natürlich extrem.

Ali Mahlodji: Was ich mit Martina gelernt habe, ist, dass es keine internen Machtkämpfe braucht. Wenn man draußen in der Welt etwas verändern möchte und man sich intern die ganze Zeit rechtfertigen muss, geht das nicht.

Ihr seid also beide gleichberechtigt im Unternehmen. Gleichberechtigung. Was heißt das eigentlich?

Ali Mahlodji: Als ich Vater wurde, habe ich den Fehler gemacht und geglaubt, mit meiner Frau alles zeitlich genau aufteilen zu müssen. Das hat mich fast zerissen. Mitterweile ist es so, dass ich unsere Tochter an zwei bis drei Tagen vom Kindergarten abhole und dann für sie da bin. Meiner Meinung nach geht es darum, dass die Grundeinstellung nicht sein darf, dass Erziehung und Familiensachen Frauensache sind, sondern dass die Verantwortung zu gleichen Teilen bei beiden Partnern liegt. Es gibt diesen Spruch von Konfuzius: „Behandle jeden so, wie du selbst behandelt werden möchtest“. Das ist für mich unterm Strich der globale Zugang zur Gleichberechtigung. Diese Augenhöhe fehlt leider sehr auf unserer Welt.

Martina Kapral: Da stimme ich Ali voll und ganz zu. Es braucht noch ganz neue Rollenbilder. Was ist Mann, was ist Frau, ist noch sehr stereotyp. Rollenbilder gehören neu und moderner aufgesetzt.

Wortgewand(t)

Martina: Typisch Mann an Ali ist_dass er es liebt, wenn er im Auto sitzt und aufs Gas steigt und ihn die Beschleunigung in den Autositz drückt.

Ali: Typisch Frau an Martina ist_dass sie durch nichts zu erschüttern ist.

Martina: Frau sein bedeutet für mich_mich voll und ganz in meiner vollen Kraft und Schönheit zu geben.

Ali: Mann sein bedeutet für mich_einen Schritt zurück zu gehen, um aus der zweiten Reihe zu beobachten, dass ein Zeitalter angebrochen ist, wo den Frauen die ganz große Bühne gehört.

Martina: Das können nur Männer_Ganz ganz viele Spermien abschicken.

Ali: Das können nur Frauen_Wunderschön und melodisch singen.

Martina: Wäre ich für 24 Stunden ein Mann, dann würde ich_endlich alle Löcher in die Wand bohren. Denn das gebe ich immer gerne an die Männer ab. Ich würde mir nahestehende Frauen aus meinem Umfeld mit Rosen beschenken. Und ich würde leere Gepäckstücke tragen, da sollten Männer viel hilfsbereiter sein. Außerdem würde ich in so typischen Männerrunden jegliches sexistisches Verhalten sofort im Keim ersticken.

Ali: Wäre ich für 24 Stunden eine Frau, dann würde ich _mich sexy anziehen und die Kärntnerstraße auf- und abgehen. Ganz einfach um zu erfahren wie es sich anfühlt, wenn man das trägt was man möchte und damit Aufmerksamkeit erregt. Als Mann hat man kaum ein Gefühl dafür, wann es zum Bedrängnis wird und bis wann es angenehm ist. Und als Karrierefrau würde ich in Schulen gehen, um allen Mädchen klarzumachen, dass es nichts gibt, was Frauen nicht können.

Martina: Dieses Frauen-Klischee erfülle ich voll und ganz_Dass ich manchmal mit meiner Freundin auf die Toilette gehe. Und ich liebe es, stundenlang beim Friseur zu sitzen und mir auch mal die Fingernägel lackieren zu lassen.

Ali: Dieses Männer-Klischee erfülle ich voll und ganz _Wenn ich etwas hinbekomme, worauf ich richtig stolz bin, bin ich mit Testosteron vollgepumpt. Ich stehe dann im Büro, schreie meistens laut und klopfe mir mit beiden Händen auf die Brust.

Zur Person

Ali Mahlodji ist ein internationaler Unternehmer, Gründer von whatchado, EU-Jugendbotschafter, Keynotespeaker, Investor, Berater und Autor.

Martina Kapral ist eine der erfolgreichsten Agenturinhaberinnen im deutschsprachigen Raum. Seit rund 20 jahren vermittelt sie die passenden Bühnenperformer für Veranstaltungen. Mit ihrer Arbeit hat Kapral mit über 160 Künstlern und Speakern bisher über 1,2 Millionen Menschen erreicht und begeistert.

Von Daniela Ullrich