Wie die Lehre Zukunftstalente fördert

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Im Gegensatz zum Studium kämpft die Lehre seit Langem mit einem Imageproblem. Warum sie aber zukunftssicher, vielfältig und somit eine echte Alternative ist?

Vielfalt, Fachwissen und Zukunftssicherheit – all das bringt die Lehre in Österreich mit sich. Dennoch kämpft sie nach wie vor mit einem Imageproblem. Dabei handelt es sich bei den Auszubildenden von heute um viel gefragte Fachkräfte von morgen. Wie klassische Berufsausbildungen durch moderne Ansätze aufgewertet können, verdeutlicht das weltweit in den Bereichen Schweißtechnik, Photovoltaik und Batterieladetechnik tätige Unternehmen Fronius.

Den Fachkräftemangel einfach selbst in die Hand nehmen? Geht! Das Traditionsunternehmen Fronius hat heuer 32 Lehrlinge fertig ausgebildet und erweitert das Angebot im Herbst auf ganze 50 Plätze – immer mehr Spezialist:innen des österreichischen Familienbetriebes stammen aus den eigenen Reihen. Besonders erfreulich: Alle Nachwuchstalente konnten ihre Abschlussprüfungen bestehen. Jetzt starten sie in ihren Folgepositionen durch.

Eine echte Alternative

Es muss schließlich nicht immer ein Studium sein. Auch Christoph Scheuringer, einer der Absolventen, konnte das bereits feststellen. „Ich war für kurze Zeit Student im Bereich Maschinenbau, habe aber schnell gemerkt, dass das nichts für mich ist“, so Scheuringer. Stattdessen zählt er zu den Ersten, die im Berufsfeld „Mechatronik – Automatisierungstechnik“ die Duale Akademie bei Fronius absolviert haben. „Hier habe ich mich von Anfang an wohlgefühlt und konnte neben dem Maschinenbau auch die Welt der Elektrotechnik und Elektronik kennenlernen,“ so Scheuringer weiter. Den Weg geebnet hat ihm das betriebliche Traineeprogramm der Wirtschaftskammer Oberösterreich. Dieses richtet sich speziell an Personen, die nach der AHS-Matura eine Fachausbildung bei Vollzeitanstellung anstreben. So ist er inzwischen als Junior Trainee in der Wasserstoff-Entwicklung tätig. Zu seinen täglichen Aufgaben zählt es, fertige Produkte zur Serienreife zu bringen.

Sich darauf einlassen, neue Wege zu gehen, lautet also die Devise. Einfach mal schnuppern – das hat sich auch für Veronika Mitterlehner gelohnt. Ihre Ausbildung hat sie erst kürzlich abgeschlossen, mittlerweile ist sie als Expertin in der Prüftechnik am Fronius-Standort Sattledt tägig. „Ich bin froh, dass ich übers Schnuppern bei Fronius gelandet bin. Kein Tag ist wie der andere, es ist stets für Abwechslung gesorgt“, so Mitterlehner. Täglich begibt sie sich mit ihrem Team auf Fehlersuche und kümmert sich um Reparaturen. Als frischgebackene Elektronikerin bietet sie damit gleich zwei Defiziten die Stirn: dem Mangel an Fachkräften und der nach wie vor dürftigen MINT-Präsenz von Frauen. Besonders Letzteres bessert sich bei Fronius zunehmend, denn erfreulicherweise steigt die Zahl junger Frauen in technischen Ausbildungsberufen seit Jahren.

Die Zukunft sichern…

… bedeutet eine Lehre aber nicht nur für die Auszubildenden selbst. Schließlich garantieren Unternehmen langfristig für sich und ihre Branche unerlässliche Fachkräfte. Kein Wunder also, dass Fronius bereits heute an die Arbeitswelt von morgen denkt – eine Erweiterung wurde bereits beschlossen. „Wir halten an unseren Wachstumsplänen fest und vergeben mit Anfang September 50 neue Ausbildungsplätze“, so Bettina Huemer, Leiterin der Lehrlingsausbildung. Insgesamt rechne man mit einer Gesamtzahl von 160 Lehrlingen. „Wenn wir das mit den 92 aus dem Jahr 2017 vergleichen, ist klar erkennbar, wohin die Reise geht. Wir räumen auch in Zukunft den Fronius Future Talents den höchstmöglichen Stellenwert ein“, so Huemer weiter.

Insbesondere das Junior Trainee Programm soll dabei noch mehr Nachwuchskräfte begeistern, indem es über die Lehre hinausgeht. Junge Fachkräfte können sich weiterführend spezialisieren, in ähnlichen Berufszweigen Fuß fassen oder sich sogar in lehrberufsfremden Bereichen weiterentwickeln. Die vielen Facetten des Programms verbindet ein gemeinsames Ziel: Folgebeschäftigungen so spannend wie möglich zu gestalten. Damit veranschaulicht das Unternehmen bestens, wie innovative Ansätze die klassische Berufsausbildung zurück auf die Karte bringen können.

Von David Bauer