Frauen als Krisenverliererinnen?

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Laut einer neuen Studie von MediaAffairs leidet die Präsenz von Frauen besonders unter der Coronakrise.

Sind Frauen und ihre Präsenz in der Politik die großen Verliererinnen der Coronakrise? Bedauerlicherweise ja, zumindest laut Maria Pernegger. Sie ist Geschäftsführerin von MediaAffairs. In ihrer neuen Studie „Frauen – Politik – Medien 2020“ untersucht sie die Auswirkungen der Pandemie auf die öffentliche Wahrnehmung von Frauen.

Die Coronakrise bedeutet(e) für die meisten von uns einen Einschnitt. Sei es persönlich, wirtschaftlich oder gesundheitlich. Aber auch gesellschaftlich betrachtet hinterlässt das Virus seine Spuren. So auch in der Frauenpolitik. „Entgegen vieler positiver Entwicklungen der letzten Jahre verschwinden Frauen aktuell zunehmend aus der ersten Reihe“, stellt Studienautorin Maria Pernegger fest. Die Sichtbarkeit der Geschlechter fällt nach wie vor eindeutig zu Gunsten der Männer aus. Gerade in den ersten Monaten waren, Analysen zufolge, bei der Krisenkommunikation acht von zehn Politiker:innen männlich. Das Problem? „Diese Entwicklung steht im krassen Widerspruch zu unzähligen internationalen Studien, die belegen, dass diverse Teams und Frauen in Führung Organisationen deutlich innovativer, erfolgreicher und resilienter machen“, so Pernegger.

Aus den Augen, aus dem Sinn

Der Trend wirkt sich auch auf die mediale Aufmerksamkeit von Frauen aus. Ein Beispiel gefällig? Jenseits der politischen Berichterstattung beträgt der weibliche Anteil bei der Bildpräsenz lediglich rund ein Viertel. Die Tendenz in den wegweisenden Finanz- und Wirtschaftsbranchen: sinkend. Mit männlichen Anteilen von bis zu 95 Prozent erweisen sich diese Bereiche als reine Männerdomänen. „Vergleiche mit dem Jahr 2018 zeigen deutliche Rückgänge bei der medialen Sichtbarkeit von Managerinnen und Unternehmerinnen, insbesondere in prestigeträchtigen und finanzstarken Branchen – etwa in den Bereichen Telekommunikation, in der Finanzbranche, in der Bau- und Immobilienbranche, im Sport oder auch in der produzierenden Industrie“, erklärt Pernegger. Auf der Kehrseite der Medaille gab es immerhin einige wenige Lichtblicke. „Zugewinne zeichnen sich für Frauen vor allem im Sozialbereich, in der Touristik und im Dienstleistungsbereich ab“, so Pernegger weiter. Dennoch bediene sich die bildliche Inszenierung auffällig oft klischeehafter Rollenbilder. In nur 23 Prozent der Fälle werden Frauen beispielsweise als Expertinnen oder Medizinerinnen zum Thema Corona medial präsentiert.

Darf‘s ein bisschen mehr sein?

Gerne! Schließlich belegt die Studie, dass Frauen in Entscheidungspositionen beinahe doppelt so stark auf Digitalisierungsprozesse Wert legen. Außerdem investieren sie eher in die Gesundheitsförderung und forcieren häufiger die Erschließung neuer Märkte. Wir alle profitieren durch ein höheres Maß an Vielfalt. „Ähnlich wie die Digitalisierung, die einen enormen Aufwind erfahren hat, weil sie spürbare Wettbewerbsvorteile bringt, wird auch Diversität künftig verstärkt über Sein und Nicht-Sein von Organisationen entscheiden“, so Pernegger. Abschließend stellt die Autorin in Aussicht, dass die Krise die ideale Gelegenheit bietet, für mehr Chancengerechtigkeit zu sorgen. Insbesondere den Fachkräftemangel im MINT-Bereich könne man durch weibliche Talente entschärfen. Sollten wir dieses Potenzial also nicht besser nutzen?

Von David Bauer

Hier geht‘s direkt zur Studie von MediaAffairs.