Klimakrise – Können wir noch etwas ausrichten?

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Was haben Hitzewellen, Hochwasser und Waldbrände gemeinsam? Richtig, alles sind Auswirkungen der Klimakrise.

Hitzewelle in Kanada, extreme Hochwasser in Deutschland und Österreich, Waldbrände in der Türkei, Griechenland und Italien – die Auswirkungen der Klimakrise sind nicht mehr zu leugnen. Doch wie kommt es zu diesen Umwelt-Katastrophen und wie können wir unsere Erde schützen? Wir haben bei Herbert Formayer vom Institut für Meteorologie und Klimatologie der Universität für Bodenkultur Wien nachgefragt.

Die weltweiten Durchschnittstemperaturen steigen laufend, gerade erst wurde in Europa ein neuer Temperaturrekord gemessen: Mit 48,8 Grad in Sizilien wurde der langjährige Höchstwert Athens von 48 Grad aus dem Jahr 1977 gebrochen. Klimawandel bedeutet aber nicht nur, dass die Temperatur ansteigt. Durch den Klimawandel ändern sich komplette Wetterabläufe. Je wärmer es wird, desto mehr Wasserdampf kann von der Atmosphäre aufgenommen werden. Wenn es dann regnet, kommt es in sehr kurzer Zeit, zu sehr viel Niederschlag. Diese Massen sind von den (trockenen) Böden nicht mehr aufnehmbar, es kommt zu Überschwemmungen und Hochwasser. „Man kann beobachten, dass pro Grad Anstieg der Erderwärmung, die Niederschlagsintensität um zehn Prozent zunimmt“, sagt Herbert Formayer.

Waldbrandgefahr auch in Österreich?

Ebenso wie der Niederschlag, steigt aber auch die Trockenheit nicht linear an. Wenn gewisse Grenzwerte überschritten werden, dann geht das fast explosionsartig – wie zum Beispiel bei den Waldbränden im Mittelmeerraum. Herbert Formayer hält solche massiven Waldbrände in Österreich vorerst für unwahrscheinlich. Dank der guten Sicherungsmaßnahmen – eine Freiwillige Feuerwehr in eigentlich jedem Dorf – und dem vielen Niederschlag im Alpenraum sind Brände in Österreich rasch unter Kontrolle zu bringen. Jedoch wird das Risiko durch den Klimawandel immer höher. „Wird es in Österreich noch drei bis vier Grad wärmer, dann herrschen auch bei uns Verhältnisse wie im Mittelmeerraum“, sagt Formayer.

Wo wir den Klimawandel in Österreich spüren

Dieses Szenario ist derzeit gar nicht so unwahrscheinlich. Seit etwa Mitte des 19. Jahrhunderts hatten wir eine generelle Erderwärmung von etwa 2,5 Grad. Der rasanteste Anstieg war in den letzten 40 Jahren zu verzeichnen. Selbst wenn wir mit diversen Klimaschutzzielen die globale Erwärmung auf unter 2 Grad halten werden die Temperaturen die nächsten 20 bis 30 Jahre noch weiter ansteigen. Aber nicht nur im Mittelmeerraum, auch in Österreich spüren wir bereits die Auswirkungen der Erderwärmung: Sei es der Borkenkäferbefall bei den Fichten, die massiven Gewitter – die zu Hochwässern und Hagelschäden geführt haben – oder auch die dauerhafte Beschneiung der Schipisten, ohne die an Schifahren mittlerweile nicht mehr zu denken wäre.

Man kann den Klimawandel nicht mehr verhindern, aber reduzieren

Beispielsweise indem sich jede:r einzelne die Frage stellt wie er/sie am besten Energie sparen kann. Für Herbert Formayer lautet das Stichwort Treibhausgase. Und die gilt es zu reduzieren: „Österreich soll bis 2040 klimaneutral werden. Das müssen wir unterstützen. Indem wir akzeptieren, dass Energie teurer wird.“ Die Österreicher:innen müssen der Politik signalisieren, dass diese etwas tun muss. Es braucht eine Umstellung von „billiger, dreckiger Energie“ auf „erneuerbare, nachhaltige Alternativen“. Herbert Formayer gibt zu bedenken, dass Energie begrenzt ist und teurer werden wird: „Energie ist wertvoll, damit muss man haushalten. Österreich könnte sich selbst mit erneuerbarer Energie versorgen, wenn wir unseren Gesamtenergieverbrauch auf die Hälfte reduzieren.“

Alles eine Frage der Politik?

Natürlich können hier große Unternehmen und die Politik am meisten bewirken. „Viele Sachen kann man nur über die Politik lösen“, gibt Formayer zu bedenken. Beispielweise wird eine große Firma immer auf das billigste Energiemittel (Erdöl) zurückgreifen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Hier müssen sich die Rahmenbedingungen ändern sagt Formayer: „Klimafreundliches Verhalten muss belohnt und klimaschädliches bestraft werden.“ Um dann den weltweiten Wettbewerbsdruck zu umgehen, könnte man umweltschädigende Produkte mit Zoll belegen. „Europa ist groß genug um hier an einem Strang zu ziehen und Produkte, die beispielsweise bei der Produktion mehr Treibhausgase freisetzen als es in Österreich der Fall wäre, mit Zoll zu belegen“, sagt Formayer.

Das kann jede:r einzelne beitragen

Am wichtigsten ist es, das eigene Verhalten zu hinterfragen. Das Auto ist beispielsweise die energetisch schlechteste Methode sich fortzubewegen. Auch Fliegen verbraucht Unmengen an Energie. Dabei geht es ihm aber nicht um eine Flugreise im Jahr: „Ich muss mich selbst fragen, ob ich wirklich fünf Mal im Jahr nach London fliegen muss, um einzukaufen?“, gibt Formayer zu bedenken. Auch die Ernährung spiele eine wichtige Rolle. Gesunde Ernährung mit Fokus auf Obst, Gemüse und Getreide ist für unser Klima am besten.

Von Laura Brunner