MOMotto mit Künstler John Petschinger: „Sein Glück muss man sich erarbeiten“

(c) John Petschinger

John Petschinger wurde so einiges in die Wiege gelegt. Das Talent zum Malen, oder die Leidenschaft für Gastfreundschaft zum Beispiel. Beides ausleben zu können, bedeutet dem 26-jährigen Südburgenländer viel. Wobei er sich in letzter Zeit mehr von der Muse küssen lässt, als dem Tourismus zu fröhnen. Wie es dazu kam, dass seine Werke mittlerweile international gefragt sind und warum man sich das Glück erarbeiten muss, erfahren wir im Gespräch.

Nein, John ist kein Künstlername, auch wenn es gut zur Geschichte passen würde. Er heißt tatsächlich so, benannt nach seinem Vater, der wiederum in Kanada auf die Welt kam. Das Talent zum Malen verdankt der Bad Tatzmannsdorfer auch seinen Ahnen. Sein Großvater und auch seine Mama sind kreative Geister, die zwar leidenschaftlich, aber nie beruflich malten.

Auch John greift seit Kindheitsbeinen nach dem Pinsel, verkauft ab und an Bilder, verdient seinen Lebensunterhalt aber als Angestellter in einem Hotel. Als es zu Corona im Hotel leise wird, ist es die Muse, die im Atelier laut(er) nach ihm ruft: „Als Corona kam, hatte ich plötzlich mehr Zeit. Statt in ein Loch zu fallen, versuchte ich die Krise positiv zu nutzen. Ich begann, meine Arbeiten verstärkt auf Instagram zu präsentieren und Galerien anzuschreiben“, sagt John, der auch nicht aufgibt, obwohl zig seiner Anfragen negativ beantwortet werden. Manche jedoch zeigen Interesse.

Auf eigene Kosten verpackt und versendet er erste Bilder an Kunsthändler in Italien, Deutschland und der Schweiz. Bei den Maßen und dem Gewicht kein günstiges oder risikoloses Unterfangen, da manch seiner Arbeiten an die 30, 40 Kilogramm wiegen. „Sein Glück muss man sich erarbeiten“, meint der Künstler und behält Recht. Mitterweile nämlich werden die Kosten übernommen, wenn eines seiner Werke wieder mal auf Reisen geht, Kunstliebhaber kommen außerdem von weither angereist, um die großformatigen Bilder live zu sehen.

Johns Werke erzielen in der Zwischenzeit bereits Summen von bis zu 15.000 Euro, den Job im Tourismus hat er mittlerweile aufgegeben, um sich voll und ganz der Kunst zu widmen: „Wegen des Geldes habe ich aber nie Kunst gemacht“, sagt Petschinger: „Ich möchte etwas tun, weil ich es möchte, und nicht, weil ich muss. Das galt für meine Arbeit im Hotel und nun für meine Kunst“, sagt der Allrounder, der für den Herbst – mit dem Support seiner Familie und seiner Freundin – eine große erste Ausstellung in Wien plant.

Und plötzlich kommt alles anders: Ein Pitch, den es so noch nie in der erfolgreichen Start-up-Show "2 Minuten 2 Millionen" gegeben hat. John Petschinger präsentierte den Investoren sein etwas anderes Start-up – mit Erfolg. Dank dem Investment von Florian Gschwandtner findet nun Ende September die Ausstellung des Jungkünstlers im 1. Bezirk in Wien statt. Mehr dazu hier.

WORTGEWAND(T)

Das ist die Muse, die mich küsst_Das tägliche Leben, glückliche und ausgeglichene Personen. 

Typisch Künstler an mir ist_Viele Gedanken und Ideen zu haben, die oft nur schwer zu kombinieren sind. Das ist bestimmt nicht immer leicht für meine Mitmenschen.

Malen bedeutet für mich_das zu machen, was ich möchte. Dieses Gefühl ist wunderschön. Neben dem durchaus geregelten Alltag in der Arbeit war es für mich immer eine Art der Entspannung. Auch wenn ein Bild lange im Atelier steht, oder bei mir zu Hause hängt, liebe ich es einfach, die Werke immer wieder anzusehen und neu zu entdecken. 

Das will ich mit meiner Kunst bezwecken_Ich möchte Emotionen wecken. Kunst muss man nicht unbedingt kaufen, sondern kann man auch einfach nur erleben. Ich benenne meine Bilder mit Titeln, die ich darin sehe. Für mich wunderbar zu erleben, dass viele Menschen dies verstehen und interessant und neu interpretieren. Das erfüllt mich und ist das allerschönste an meiner Arbeit.

Einem Blinden würde ich meine Bilder so beschreiben_Farbenfroh, aussagekräftig und voller unentdeckter Details, welche durch die eigene Interpretation erst zum Leben erweckt werden. 

Das ist meine Technik_Collagen auf Metall oder Leinen mit Acrylfarbe und Kunstharz bearbeitet. Zuviel will ich jedoch nicht verraten…

Wenn ich male, dann… bin ich für mich selbst. Ich bin an sich jemand, der wahnsinnig gerne unter Menschen ist, sich mit anderen austauscht und philosophiert. Beim Malen jedoch mache ich das, was ich für richtig halte und das, was einfach passiert. Oft bin ich auch ohne zu malen im Atelier. Dann betrachte ich meine Werke, denke darüber nach und verbringe einfach gerne Zeit dort.

Auf dieses Bild bin ich besonders stolz: „Flowers for mum“. Ein relativ neues Bild, welches auch auf der Ausstellung ab 29. September in Wien am Graben zu sehen sein wird. Es ist ein 200 mal 150 Zentimeter großes Bild auf Leinwand. Bei Gesprächen mit meiner Mutter dachte ich oft, ihre Gedanken zu Werken und Farben herauszuhören. So habe ich ein Bild zu ihren Gedanken nach meinen Vorstellungen gemalt und mitten ins Atelier gestellt. Da ich weiß, dass sie immer wieder im Studio ist, um meine Werke zu betrachten, wollte ich ihr das Bild komplett widmen und sie überraschen. Die Reaktion war so schön und hat mir wiedermal gezeigt, wie herrlich Kunst sein kann.

Meine Bilder kann man hier kaufen_Direkt bei mir und auch auf meinen Ausstellungen. Anfragen per Email an john@john.art oder via Instagram. Ich freu mich immer über nette Gespräche und Wein im Atelier.

Von Daniela Ullrich