eSports: Das Olympia der Zukunft?

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73 Prozent der eSports Fans sind männlich.

5,3 Millionen Österreicher spielen Videospiele. 16 Prozent davon in organisierter Form. 50.000 E-Sportler sind hierzulande offiziell registriert. Jeder Siebte konsumiert regelmäßig eSports und rund die Hälfte aller unter 25-Jährigen interessiert sich für den Wettkampfgedanken hinter Gaming.

Die Auszüge aus den Ergebnissen einer repräsentativen Umfrage sprechen eine klare Sprache: eSports sind auf dem Vormarsch. Hat virtueller Sport das Zeug, das Olympia der Zukunft zu werden oder handelt es sich um ein kurzlebiges Trend-Phänomen?

eSports in Österreich

Zu den beliebtesten Spielen der Österreicher zählen Call of Duty, FIFA und Super Smash Bros. Ultimate. Unter eingefleischten eSports-Konsumenten punkten mit League of Legends und Counter Strike allen voran Evergreens, die in der Szene äußerst populär sind. Gestreamt wird vorranig auf den Plattformen twitch und Youtube Gaming. Alternative Anbieter dienen häufig nur als Informationsquelle oder übertragen Nischen-Events.

Während Gaming an sich einigermaßen genderneutral (45 Prozent Frauen, 55 Prozent Männer) konsumiert wird, ist das Gefälle speziell in eSports signifikanter: 73 Prozent der Fans sind männlich. Insgesamt besuchen mehr als die Hälfte eine berufsbildende höhere Schule oder haben diese abgeschlossen. Überraschenderweise sind rund zwei Drittel berufstätig, die nächstgrößere Gruppe befindet sich noch in der Schul- oder Berufsausbildung. Gaming und eSports sind alltagstauglich und genießen bei vielen Österreichern einen hohen Stellenwert im privaten Bereich. Abgesehen von Pensionisten, stellen nicht berufstätige Gamer den geringsten Anteil - gewisse Vorurteile sind demnach unbegründet.

Auch die Lebenssituation nimmt keinen spürbaren Einfluss auf den Konsum. So sind die Zahlen relativ ausgeglichen, losgelöst davon, ob es sich um einen Single-Haushalt oder ein Leben in Partnerschaft beziehungsweise bei den Eltern handelt. Einzig die Diskrepanz zwischen Jung und Alt ist deutlich höher als in anderen Sparten, wie traditionellen Sportarten oder Musikfestivals und Konzerten.

A1 eSports League Austria

Die A1 eSports League Austria wurde erst im Herbst 2017 gegründet - heute, nur wenige Jahre später, ist sie die größte österreichische Liga auf diesem Gebiet. Allein im letzten Jahr wurden über 250 Stunden Livestreams betrieben, bei denen mehr als 15.000 E-Sportler ihre Fähigkeiten unter Beweis stellten. Weltweit hingegen dominieren die Ligen der großen Publisher: Riot Games betreibt für den Titel League of Legends mehrere Profiligen, je nach Region. Neben den Steckenpferden (wie Nordamerika, Europa und Korea) existiert zudem eine Vielzahl an kleineren, häufig nationalen Ligen. Der Online-Shooter Klassiker Counter-Strike ist dank der unzähligen Profi- und Amateurligen, in Verbindung mit nahezu dauerhaften Streams, innerhalb der Szene gefühlt omnipräsent. Das Spiel zählt zu den Pionieren der Szene, da es mitunter den Weg zur Professionalisierung geebnet hat.

Activision Blizzard betreibt die Ligen der hauseigenen Titel, Call of Duty und Overwatch. Für Erstere verlangten sie eine auf mindestens 25 Millionen Dollar geschätzte Einstiegsgebühr, jeweils von allen zwölf teilnehmenden Teams. Die langfristigen Investments zielen in den USA zweifelsohne auf eine Art NFL (National Football League) oder NBA (National Basketball Association) der Zukunft ab. Unmengen an weiteren Branchengrößen, wie Fifa, Dota und andere würden an dieser Stelle den Rahmen sprengen – der Markt ist riesig.

Wachstum der österreichischen Szene: die eSports Allianz

Mittels sogenannter eSports Hubs, beabsichtigt der Netzanbieter A1 die Professionalisierung der heimischen Szene voranzutreiben. Die dafür errichteten Locations dienen als regionale Drehscheiben. In ganz Österreich verteilt finden Interessierte High-End Gaming Stationen als Treffpunkt, flexiblen Veranstaltungsort oder für Trainingslager. Streamern und anderen Content-Creatorn steht eine vollausgestattete Streaming-Booth zu Verfügung. Derweil können ambitionierte Teams den Lounge-Bereich für Spielanalysen nutzen.

In Kooperation mit der eBundesliga (offizieller eSport-Bewerb der Österreichischen Fußball-Bundesliga) sowie dem ESVÖ (eSport Verband Österreich) wurde Anfang 2021 eine E-Sport Allianz ins Leben gerufen. Mit vereinten Kräften gilt es, die stetig wachsende eSports-Landschaft Österreichs fortlaufend voranzutreiben. Marktforschungen, Umfragen, Jahresberichte und dergleichen informieren die Angebots- und Nachfrageseite. Durch wechselseitige Kommunikation sind nachhaltige Vernetzungen zwischen Vereinen, Spielern, Sponsoren und nicht zuletzt den Fans das ultimative Ziel.

eSports in Coronazeiten

Einerseits hat die Covid-19 Pandemie auch der eSports-Szene erheblich zugesetzt, da, insbesondere für die Integrität von Wettkämpfen, das Element der LAN-Events (Local Area Network) wegfiel – der Garant für ein ebenerdiges Spielfeld, ohne Internet-, Cheating-, oder sonstige Probleme. Andererseits ist Gaming naturgemäß digital, was einen entscheidenden Vorteil gegenüber traditionellen Sportarten liefert. Im Gegensatz zu Fußball und Co., ließen sich geschlossene Stadien mit der Verlegung auf Online-Events ausgleichen. Gerade während der Lockdowns ermöglichten gemeinsame Onlinespiele eine Form der sozialen Interaktion und eSports Enthusiasten mussten lediglich mit Einschränkungen leben, jedoch nicht auf das Sport- und Kulturprogramm ihrer Wahl verzichten. Gaming bewahrt in Krisenzeiten ein kleines Stückchen Normalität, wenn man so will.

Von David Bauer